
Die Wirtschaft im Euroraum wird sich aus Sicht der Europäischen Zentralbank (EZB) allmählich aus der Rezession schleppen. Bis Dezember hätten sich die Vertrauensindikatoren auf niedrigem Niveau weiter verbessert, schreibt die Notenbank in ihrem Monatsbericht. Das deute auf eine Fortsetzung der allmählichen konjunkturellen Erholung hin. Insbesondere aufgrund einer leichten Belebung der Binnennachfrage dürfte sich die Produktion 2014 und 2015 langsam erholen.
„Darüber hinaus dürfte die Konjunktur im Euroraum von einer allmählichen Zunahme der Nachfrage nach Exporten des Eurogebiets profitieren.“ Auch die Fortschritte bei der Haushaltskonsolidierung in den Krisenländern sollten auf die Realwirtschaft durchschlagen.
Allerdings rechnet die EZB in der nächsten Zeit mit größeren Schwankungen der Zinssätze am Geldmarkt. So könnte ein Rückgang der überschüssigen Liquidität im Finanzsystem zu einer höheren Volatilität auf den für die Refinanzierung der Banken wichtigen Märkten führen. Die sogenannte Überschussliquidität war zuletzt auf 131 Milliarden Euro gesunken. Im März 2012 hatte sie direkt nach der Zuteilung von zwei zusammen gut eine Billion Euro schweren Geldspritzen für die Geschäftsbanken bei 850 Milliarden Euro gelegen.
Die Folgen der EZB-Niedrigzinspolitik
Werden die Zinsen künstlich abgesenkt, so verringert sich der Reformdruck auf Regierungen und Banken, ihre Haushalte beziehungsweise Bilanzen zu verbessern.
Ein künstlich tief gehaltener Zins verhindert, dass unprofitable Investitionsprojekte also Fehlinvestitionen aufrecht und befördert werden.
Künstlich tiefe Zinsen lösen (inflationäre) Spekulationswellen aus, führen zu „Boom-and-Bust“-Zyklen: überhitzte Situationen, in denen, wenn niemand mehr bereit ist, Kredite zu finanzieren, alles in sich zusammenbricht.
Künstlich niedrig gehaltene Zinsen befördern die Schuldenwirtschaft, insbesondere die der Staaten und der Bankenindustrie.
Unter Überschussliquidität versteht man diejenige Summe, die die Banken kurzfristig in der sogenannten Einlagefazilität der Notenbank parken und zudem auf ihrem regulären Zentralbankkonto führen. Davon abgezogen wird die Mindestreserve, also der Anteil ihrer Einlagen, den die Institute bei der EZB stets vorhalten müssen. Der Mindestreservesatz liegt aktuell bei einem Prozent.
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Wegen der hohen Überschussliquidität waren zu Zeiten der größten Liquiditätsschwemme wichtige Referenzzinssätze wie etwa der Eonia nahe an den bei null Prozent liegenden Einlagenzins der EZB gefallen.
Sie stiegen zuletzt parallel zur zurückgehenden Überschussliquidität in Richtung des bei 0,25 Prozent liegenden EZB-Leitzinses. In normalen Zeiten ohne erhöhter Liquiditätszufuhr durch die Notenbank liegt der Eonia etwa auf dessen Niveau.
Die EZB sprach in ihrem Monatsbericht von einer "Normalisierung der Liquiditätsbedingungen". Ökonomen und Geldmarkthändler warnen allerdings schon länger, dass eine geringere Überschussliquidität und damit steigende Zinsen am Geldmarkt schwache Banken überfordern könnten.