Facebook-Währung G7-Finanzminister sehen Libra als Bedrohung

„Schwere Bedenken“: Bundesfinanzminister Olaf Scholz steht der Facebook-Währung skeptisch gegenüber. Quelle: dpa

Das Krypto-Kunstgeld Libra rüttelt am Staatenmonopol und könnte die Finanzmarktstabilität gefährden. Minister Scholz verspricht nun schnellere und billigere Geldtransaktionen.

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Die Aussicht auf das Chateau Chantilly ist atemberaubend, der riesige Park einladend und das Wetter perfekt für ein Picknick. Doch in einem provisorischen Tagungsgebäude diskutieren die Finanzminister und Notenbankpräsidenten der führenden sieben Industriestaaten G7 heftig über eine neue Bedrohung: die von Facebook angekündigte Kunstwährung Libra.

Die Teilnehmer fühlen sich vom Digitalgiganten herausgefordert. Es geht zum einen um ihr Währungsmonopol und zum anderen um die Stabilität der Finanzmärkte. Man habe „schwere Bedenken“, sagt Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) in einer kurzen Pause vor der neoklassizistischen Fassade des Schlosses rund 40 Kilometer nördlich von Paris.

Fast scheint es, als versuche das Establishment der Nationalstaaten mit gekränktem Stolz die Herausforderung aus der Digitalwirtschaft abzublocken. Denn Facebook verspricht mit Libra schnellere und kostengünstigere Transaktionen über Währungsgrenzen hinweg.

Und obwohl Libra womöglich niemals das Licht der Welt erblicken wird, kann Facebook schon jetzt einen positiven Effekt auf seine Fahnen schreiben. „Die Geldtransaktionen müssen schneller und billiger werden“, räumt Scholz in Chantilly ein. Gleichwohl beharrt der Finanzminister darauf, dass Geldpolitik und Währungen ausschließlich Sache der Staaten seien, die allein die Stabilität der Währungs- und Finanzmärkte gewährleisten könnten. Für virtuelle Parallelwährungen gebe es keinen Platz.

Bemerkenswerterweise stehen die USA diesmal auf der gleichen Seite wie die anderen G7-Finanzminister. Zwar mag Facebook ein US-Konzern sein, doch für die US-Regierung steht viel auf dem Spiel. Denn ihr Dollar ist die große Leit-, Handels- und Reservewährung der Welt. Notenbanken, Unternehmen und Bürger bunkern Billionen Dollar in ihren Depots und verhelfen der US-Regierung damit zu einem gigantischen zinslosen Kredit. Bröckelt die dominierende Stellung des Dollars, etwa durch eine neue Kunstwährung, hätten die Amerikaner ein echtes Haushaltsproblem. Das weiß auch US-Finanzminister Steven Mnuchin, der deshalb beim G7-Treffen nicht querschießt.

Damit ist es mehr als ungewiss, ob Facebook im kommenden Jahr wie geplant mit Libra an den Start geht. Das sei völlig ausgeschlossen, heißt es aus der deutschen Delegation. Schließlich müsste Facebook eine Reihe strenger Auflagen erfüllen und Genehmigungen erhalten. Und danach sieht es weniger denn je aus.

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