Finanzielle Repression Angriff auf Ihr Geld

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Die sauberste Lösung

Die zehn größten Euro-Lügen 2013
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Jean-Claude Juncker Quelle: dpa

Die Vorteile der Abgabe beschreiben die Autoren knapp: Wenn sie so schnell durchgezogen wird, dass sich niemand entziehen kann, und wenn klar ist, dass es sich um eine einmalige Abgabe handelt, dann würde sie das Konsumverhalten der Menschen und damit das Wachstum kaum bremsen. Und: Die Abgabe dürfte von vielen als gerecht empfunden werden.

Doch so neutral die kurze Beschreibung auch gehalten ist: Am Ende lassen sich die Autoren auf ein Gedankenspiel ein. Sie berechnen, wie hoch die Abgabe in den 15 Euro-Ländern ausfallen müsste, um die Staatsschuldenquoten auf das Vorkrisenniveau von 2007 zu drücken. Ergebnis: Jeder Euro-Land-Einwohner wäre mit zehn Prozent seines Vermögens dabei.

Eine ganz ähnliche Größenordnung hatte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) schon vor gut einem Jahr angepeilt. Das Institut spielte durch, wie die Kosten der Krise verteilt werden könnten. Bei 250.000 Euro Freibetrag pro Bürger könnten mit einer zehnprozentigen Vermögensabgabe 230 Milliarden Euro eingetrieben werden. Ein Sprecher von Finanzminister Wolfgang Schäuble bezeichnete den Vorschlag als „interessant“ für manche südeuropäische Staaten. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sah darin jedoch auch für Deutschland „eine Option, um zum Abbau der Verschuldung beizutragen“.

Obwohl das DIW selbst sich mittlerweile von der Idee verabschiedet hat, findet sie immer mehr Beifall. Verdi-Chef Frank Bsirske etwa, der eine gestaffelte Abgabe vorschlug. Und Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckhardt sagte, sie wolle „vermögende Privatpersonen beteiligen, mit 1,5 Prozent ihres Vermögens über zehn Jahre“.

Auf dem falschen Fuß erwischt: Der Zypern-Schuldenschnitt hat Garantien aufgeweicht. Quelle: Getty Images

Teurer Schuldenfonds

Wie kommen Zahlen wie diese zustande? Daniel Stelter, Ex-Berater der Boston Consulting Group, der den Thinktank Beyond the Obvious gegründet hat, hat nachgerechnet: Als gerade noch vertretbar haben Stelter und Kollegen eine Gesamtschuldenlast (Staaten, Kommunen, Firmen und Privatleute zusammen) von 180 Prozent des BIPs ermittelt. Derzeit liegt sie in den Industrieländern im Schnitt bei mehr als 340 Prozent des BIPs. Absolut liegt der Schuldenüberhang in den USA, Europa, Japan bei über 25.000 Milliarden Dollar. „Das einmalige Streichen des Schuldenüberhangs wäre die beste und sauberste Lösung“, meint Stelter, „sie ist aber politisch schwer durchsetzbar.“

Machbar wäre es durchaus. Schulden sind zugleich Geldguthaben der Gläubiger. In Europa und den USA stehen dem Schuldenberg, immerhin, zwischen 75.000 und 80.000 Milliarden Dollar an Finanzguthaben gegenüber. Etwa ein Drittel dieser Geldguthaben und damit der Schulden müsste man streichen, um auf einen tragbaren Schuldenstand zu kommen.

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