Flughafen Istanbul-Atatürk Mutmaßliche IS-Attentäter töten Dutzende in Istanbul

Wieder Istanbul, diesmal noch mehr Tote: Selbstmordattentäter richten auf dem betriebsamen Atatürk-Flughafen ein Blutbad an. Mindestens 36 Menschen werden getötet. Der Verdacht fällt schnell auf den IS.

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Flughafen Istanbul-Atatürk: Mutmaßliche IS-Attentäter töten Dutzende in Istanbul Quelle: REUTERS

Erneut ist Istanbul zum dramatischen Schauplatz eines Terrorangriffs mit Dutzenden Toten geworden. Selbstmordattentäter haben sich am Dienstag am internationalen Terminal des geschäftigen Atatürk-Flughafens in die Luft gesprengt. Regierungschef Binali Yildirim sagte, 36 Menschen seien getötet worden, darunter einige Ausländer. Zudem seien die drei Attentäter ums Leben gekommen. Rund 147 weitere Menschen wurden verletzt, wie Justizminister Bekir Bozdag erklärte. Regierungsbeamte gingen davon aus, dass die Zahl der Todesopfer auf bis zu 50 steigen werde. Der türkischen Regierung zufolge deutet alles darauf hin, dass die Terrormiliz Islamischer Staat hinter dem Anschlag steckt.

Es handelt sich um den jüngsten Anschlag in einer Reihe von Bluttaten in der Türkei in den vergangenen Monaten. Zuletzt war Istanbul am 7. Juni von einem Autobombenangriff im morgendlichen Berufsverkehr erschüttert worden, damals starben sieben Polizisten und vier Zivilisten, 36 Menschen wurden verletzt. Die Attacken scheinen in Ausmaß und Häufigkeit zuzunehmen.

Die Flughafen-Angreifer seien mit einem Taxi zum Airport gefahren und hätten sich dort in die Luft gesprengt, nachdem sie das Feuer eröffnet hätten, sagte Yildirim. Regierungskreisen zufolge zündeten zwei der Attentäter ihre Sprengsätze am Eingang des internationalen Ankunftsterminals. Zuvor hätten Polizisten auf sie geschossen. Der dritte Täter sprengte sich demnach auf einem Parkplatz in die Luft. An den Sicherheits-Checks am Eingang des Terminals habe es keiner der Angreifer vorbeigeschafft, hieß es.

Die Behörden gingen laut Yildirim nicht davon aus, dass ein vierter Attentäter geflüchtet sein könnte. „Die Erkenntnisse unserer Sicherheitskräfte deuten auf die Daesh-Organisation als die Täter bei diesem Terrorangriff hin“, sagte Yildirim auf dem Flughafen und benutzte dabei die im Arabischen gebräuchliche Abkürzung für den IS. Die Ermittlungen würden jedoch fortgesetzt. Bislang bekannte sich niemand zu der Tat.Hunderte verängstigte Reisende strömten nach der Attacke mit ihrem Gepäck aus dem Flughafen. Straßen wurden für den regulären Verkehr abgesperrt. Dutzende Rettungswagen waren vor Ort im Einsatz. Die zwölfjährige Hevin Zini war gerade mit ihrer Familie aus Düsseldorf in Istanbul angekommen. Geschockt berichtete sie der Nachrichtenagentur AP von Blut und Chaos. „Wären wir zwei Minuten früher da gewesen, hätten wir es sein können“, sagte das Mädchen. Der reguläre Flugverkehr, der nach dem Angriff ausgesetzt wurde, wurde später wieder aufgenommen, wie Yildirim sagte. Der Atatürk-Flughafen lag 2015 weltweit auf Platz elf der verkehrsreichsten Airports. Er zählte 61,8 Millionen Passagiere. Er gilt als einer der weltweit am schnellsten wachsenden Flughäfen. So hatte er im vergangenen Jahr 9,2 Prozent mehr Passagiere als 2014

Die USA und die Vereinten Nationen verurteilten den Anschlag. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan erklärte, der Angriff zeige, „dass Terrorismus ohne Rücksicht auf den Glauben und Werte zuschlägt“. Muslime in aller Welt begehen momentan den heiligen Fastenmonat Ramadan. Die internationale Gemeinschaft rief Erdogan auf, entschlossen gegen Terrorismus vorzugehen.

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