




In ihrem am Mittwoch vorgestellten Fortschrittsbericht fordert die EU-Kommission die Erledigung von zehn besonders dringenden Aufgaben - von teils erheblicher Tragweite. So müsse etwa die Verwaltung noch in die Lage gebracht werden, EU-Gesetze umzusetzen. Auch Schwächen im Justizsystem, bei der Korruptionsbekämpfung und beim Grenzschutz müssten noch ausgemerzt werden.
Der Vertrag für die Aufnahme Kroatiens zum 28. EU-Mitglied wurde schon im vergangenen Dezember unterzeichnet. Als Termin ist der 1. Juli 2013 vorgesehen. Er hege "keinen Zweifel" an dem Datum, sagte Erweiterungskommissar Stefan Füle am Mittwoch zwar. Er forderte von Zagreb aber unmissverständlich "verstärkte Anstrengungen in den kommenden Monaten". Im nächsten Frühjahr will die Kommission ihren Abschlussbericht zur Beitrittsreife vorlegen.
Kroatien kämpft derweil noch an vielen Fronten: Inneffiziente Verwaltungen, hohe Lohnnebenkosten und steuerliche Belastungen drücken die Wirtschaft Kroatiens. In einer Wirtschaftsumfrage der deutsch-kroatischen Industrie- und Handelskammer beurteilt nur jedes fünfte Unternehmen die eigene Geschäftslage als gut.
Wissenswertes über Kroatien
Kroatien liegt am Mittelmeer gegenüber von Italien. Das Land grenzt an Slowenien, Ungarn, Serbien und Bosnien-Herzegowina, hat eine Gesamtfläche von 56.542 Quadratkilometer, einschließlich 1.246 Inseln. Rund 4,5 Millionen Kroaten wurden zuletzt gezählt, die meisten von ihnen sind Katholiken.
Die fast 1800 Kilometer lange Küstenlinie mit zahlreichen vorgelagerten Inseln, sowie Weltkulturerbe-Stätten und Nationalparks machen Kroatien zu einem attraktiven Reiseziel. Fast zwölf Millionen Touristen zog Kroatien 2011 an, zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Der Tourismussektor bildet damit ein Fünftel des Bruttoinlandsproduktes.
Kroatien zählt zu den 30 wasserreichsten Staaten der Welt, in Europa steht das wässrige Land gar auf Platz drei mit 32.818 Kubikmetern an erneuerbaren Wasserreserven pro Kopf und Jahr. Abgesehen von den vielen Flüssen und Seen, wird es sonst eher in der Küstenregion nass, wo die Niederschlagsmenge doppelt so hoch ist wie im Landesinneren.
Das BIP-Wachstum betrug 2011 0,2 Prozent, die Inflationsrate liegt bei 2,8 Prozent, die Arbeitslosigkeit bei 11,3 Prozent. Die wichtigsten Handelsgüter Kroatiens sind Erdöl, Nahrungsmittel, Maschinen und Elektrotechnik.
Lebkuchenherzen backen. Diese süße Spezialität stammt nämlich ursprünglich aus Kroatien: seit dem 16. Jahrhundert werden die Herzen in Klöstern gebacken, verziert und zu besonderen Anlässen verschenkt.
Über den Beitritt zur Währungsunion wird somit noch gar nicht gesprochen. Das steht nämlich bislang nicht zur Diskussion. Vor 2017 ist eine Einführung des Euros mehr als unwahrscheinlich.
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Die Grünen im Europaparlament forderten, die Union dürfe wegen der Eurokrise nicht weiter in Erweiterungsmüdigkeit verfallen. „Kroatien muss insbesondere auf den Feldern Justizreform, Kampf gegen Korruption und Verfolgung von Kriegsverbrechen nachbessern“, erklärte die Abgeordnete Franziska Brantner. Der sozialdemokratische EU-Parlamentarier Wolfgang Kreissl-Dörfler sagte: „Ich bin zuversichtlich, dass Kroatien die noch auferlegten Verpflichtungen bis zum abschließenden Monitoring-(Überprüfungs-)Bericht im kommenden Frühjahr erfüllen wird.“
Serben bekommen noch keinen Termin
Die ungenügenden Noten im Zwischenzeugnis - gerade bei Rechtsstaatlichkeit und Sicherheit - drängen den Vergleich mit Rumänien und Bulgarien auf. Beide Länder wurden 2007 aufgenommen, obwohl sie die EU-Standards noch nicht erreicht hatten. Für die Behebung der Mängel sollten Kontrollmechanismen sorgen. Doch bis heute sind beide Länder noch nicht in den Schengenraum aufgenommen. Rumänien hat zum Beispiel mit politischen Unruhen und Reformstau zu kämpfen.
Das hat auch die Glaubwürdigkeit der Kommission in Zweifel gezogen. Doch sprach sich Füle am Mittwoch dagegen aus, auch für Kroatien einen EU-Beitritt "zweiter Klasse" in Erwägung zu ziehen.