Frankreich Mélenchon angriffslustig, Fillon teilnahmslos

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Fillon müsste endlich Fehler einräumen

Die 220 Personen im Publikum, darunter Brigitte Macron, die Ehefrau von Emmanuel Macron ebenso wie Penelope Fillon, die Ehefrau von Francois Fillon, hatten Klatschverbot und hielten sich über weite Strecken auch daran. Die Moderatorinnen hatten mehrfach Mühe, die Diskutierenden höflich, aber bestimmt darauf hinzuweisen, dass ihre Zeit längst abgelaufen war.

Für jede Antwort hatten die elf Kandidaten nicht mehr als 90 Sekunden Zeit, hinzu kam eine Minute für das Eingangsstatement, eine weitere für das Schlussplädoyer. In der knapp vierstündigen Debatte wurden so wichtige Themen wie Arbeitslosigkeit, Wirtschaftsreformen, Sicherheit und Staatsausgaben nur angerissen.

Das Rennen für die Stichwahl scheint ohnehin weitestgehend klar auf Marine Le Pen und Emmanuel Macron hinauszulaufen. Aber noch geht es darum, zumindest einen Achtungserfolg zu erringen. Und wer auf Platz drei landet, ist noch nicht ganz klar: Jean-Luc Mélenchon machte nach der letzten Debatte vor zwei Wochen Boden gut und konnte sich mittlerweile auf Platz vier vorschieben, Francois Fillon wird nach der immer größer werdenden Korruptionsaffäre unbeliebter. Zeit für einen Angriff, könnte man meinen, aber weit gefehlt.

Francois Fillon blieb über weite Strecken beinahe unsichtbar, wirkte teilnahmslos – selbst wenn er von Dupont-Aignan oder Trotzkist Philippe Poutou ("Je tiefer man bei François Fillon wühlt, desto mehr riecht es nach Korruption, Betrug.") direkt angegriffen wurde. Es könnte Kalkül sein, nicht auf jeden Angriff einzugehen, nur zu sprechen, wenn man wirklich gefragt wird.

Für eine Inszenierung als großer Staatsmann, der über den Dingen steht, reicht das aber nicht. Fillon müsste endlich Fehler in der Korruptionsaffäre einräumen, stattdessen sagt er: „Ich habe keine Fehler begangen und ich werde dazu keine Fragen beantworten, vor allem nicht von Journalisten, die mir zwei Monate das Leben schwer gemacht haben.“

So ist es am Ende Jean-Luc Mélenchon, den die Fernsehzuschauer in einer Blitzumfrage am überzeugendsten fanden, gefolgt von Emmanuel Macron, der die erste Fernsehdebatte für sich entscheiden konnte.

Kurz vor den Wahlen – am 20. April – treffen noch einmal alle elf Kandidaten aufeinander. Diese Fernsehauftritte können, trotz relativ klarer Wahlumfragen, noch das Zünglein an der Waage sein. Denn viele Wähler sind unentschlossen, und die erste Debatte sahen immerhin rund zehn Millionen Franzosen.

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