Frankreich Macron gewinnt, Mélenchon überrascht

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Le Pen spricht viel, Macron gewinnt die Debatte

Le Pen war nicht die einzige, die Bundeskanzlerin Angela Merkel angriff. Fillon warf dem unabhängigen Kandidaten Macron vor, dass er die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin lobte. Dabei war er nicht der einzige Diskutant, der Lob für die Kanzlerin übrig hatte. Auch der Sozialist Hamon befand das „deutsche Konzept“ für gut und plädierte für ein „humanitäres Visum für Flüchtlinge“. Er ging sogar noch einen Schritt weiter und monierte, dass Frankreich bislang nicht gastfreundlich genug gewesen sei.

Damit war er in Sachen Einwanderungspolitik allerdings weitestgehend alleine: Sogar der sonst so liberale Emmanuel Macron forderte eine bessere Sicherung der europäischen Grenzen, möchte aber gleichzeitig die Dauer verkürzen, in der über Asylanträge entschieden wird. Die illegale Einwanderung solle eingedämmt, Flüchtlinge müssten aber willkommen geheißen werden.

Der Revolutionär aus der Investmentbank
Emmanuel Macron zögerte lange, ehe er seine Präsidentschaftskandidatur verkündete. Quelle: REUTERS
Der amtierende französische Präsident Emmanuel Macron war zuvor bereits Wirtschaftsminister und Investmentbanker bei Rothschild & Cie. Quelle: AP
Wie andere Kandidaten für das höchste Staatsamt kritisierte auch Emmanuel Macron im Wahlkampf lautstark die politischen Eliten Quelle: dpa
Der ehemalige sozialistische Staatspräsident François Hollande und Emmanuel Macron vor dem Elysee-Palast. Quelle: REUTERS
Im Kabinett galt Emmanuel Macron als einer der beliebtesten Politiker, trat im August 2016 allerdings als Minister zurück. Quelle: REUTERS
Seit 2007 ist Emmanuel Macron mit seiner Frau Brigitte verheiratet. Quelle: REUTERS
Am 14. Mai 2017 wurde Emmanuel Macron ins Amt eingeführt. Quelle: REUTERS

Fillon forderte Quoten für Einwanderer, die aber nicht für Asylbewerber gelten sollen. Jean-Luc Mélenchon hielt eine Begrenzung für nicht umsetzbar.

Wenig überraschend möchte Marine Le Pen illegale und legale Migration strikt unterbinden, stattdessen müsse man sich darauf konzentrieren, Armut und Arbeitslosigkeit im Land zu bekämpfen. „Wir wissen, dass mit diesem Flüchtlingsstrom auch Islamisten kommen“, sagte sie. „Die Franzosen können nicht mehr.“

So richtig Fahrt nahm die Debatte erst in der zweiten Hälfte beim Thema „religiöse Symbole“ auf. Le Pen wärmte den Streit um die Ganzkörper-Anzüge, der vergangenen Sommer die Schlagzeilen dominiert hatte, wieder auf. „Vor einigen Jahren gab es keine Burkinis an den Stränden“, sagte sie an Macron gerichtet und sah das als Zeichen für eine "Zunahme des radikalen Islams". Er hielt entgegen: „Hören Sie auf, die französische Gesellschaft zu spalten“, warf Macron Le Pen vor. „Sie schließen vier Millionen Menschen aus, die in Frankreich an den Islam glauben – und machen aus ihnen Feinde. Aber nicht mit mir.“

Am Ende der mehr als drei Stunden war es Marine Le Pen, die den größten Redeanteil hatte, Fillon sprach am wenigsten. Und so war es Emanuel Macron, der in einer Blitzumfrage am besten abschnitt. 29 Prozent der Zuschauer fanden ihn am überzeugendsten. Le Pen kam lediglich auf Platz drei. Die nächste Debatte steht für den 4. April an.

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