Frankreich Unternehmer fürchten Sieg der Rechtsnationalen

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Wirtschaftsvertreter fürchten Nachteile

Frankreich ist seit Jahrzehnten der größte Exportkunde der deutschen Wirtschaft. Selbst wenn erst einmal keine Verschlechterung der bilateralen Handelsbeziehungen droht - weil le Pen zwar mit landespolitischen Themen Wahlkampf macht, aber die Kompetenzen des FN auf regionaler Ebene beschränkt wären -, fürchten Vertreter der französischen Wirtschaft Nachteile.

"Ich zähle schon gar nicht mehr die Forscher, die mir sagen, dass sie im Fall eines Wahlsiegs des FN gehen werden", sagt Etienne Vervaecke, Geschäftsführer des Bio-Inkubators Eurasanté in Loos bei Lille. "Freitag voriger Woche haben wir zwei Projekte angenommen, aber die beiden Verantwortlichen haben bereits angekündigt, dass sie sie woanders verwirklichen werden, wenn der FN gewinnt." Auch Luc Doublet, Direktor der Wirtschaftsförderungsagentur Nord France Invest in Lille, treibt die Sorge vor einem schlechten Image der Region um: "Ich fürchte, dass viele Leute hier nicht mehr arbeiten wollen."

Allein rund 15.000 Franzosen pendeln täglich aus den Grenzregionen ins Saarland, etwa 1500 Deutsche schlagen jeden Morgen den umgekehrten Weg ein.

Baden-Württemberg und das Saarland arbeiten mit dem Elsass und Lothringen in Fragen der Wirtschaftsförderung und der Berufsausbildung zusammen. Sie betreiben in Kehl ein gemeinsames Arbeitsamt oder lassen ihre Bürger in den Krankenhäusern jenseits der Grenze behandeln, wenn diese dem Wohnort geographisch näher liegen.

Was wird aus solchen Kooperationen, wenn in Straßburg künftig eine Partei den Regionalrat anführt, deren Vorsitzende gegen Deutschland hetzt, das ihrer Darstellung nach die europäischen Völker missbraucht, Flüchtlinge nur deshalb ins Land lockt, um sie als "billige Arbeitssklaven" einzusetzen und damit der französischen Wirtschaft zu schaden, oder die gemeinsame Währung allein für seine Zwecke ausnutzt?

Es ist geradezu paradox: Das rückwärtsgewandte Wirtschaftsprogramm des FN schildert den Wählern in leuchtenden Farben eine Wiederkehr der sogenannten Trente Glorieuses (die 30 glorreichen Jahre), als die Globalisierung noch keine französischen Arbeitsplätze gefährdete, Großunternehmen noch staatlich waren, die Regierung mangelnde Wettbewerbsfähigkeit durch die Abwertung der Landeswährung abfederte, Brüssel noch nicht die Einhaltung von Defizitlimits anmahnte, und Einreisende an den Grenzen kontrolliert wurden.

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