
Den Namen Jeroen Dijsselbloem sollte man sich merken. Er ist Finanzminister der Niederlande und seit Kurzem Eurogruppenchef. Eigentlich nichts Besonderes – wenn, ja wenn er gegenüber der Financial Times nicht diesen folgenschweren Satz geäußert hätte: „Das Risiko vom Finanzsektor zu nehmen und es der Öffentlichkeit aufzubürden, ist nicht der richtige Ansatz.“ Es ging, wie so oft in diesen Tagen, wieder einmal um Zypern. Konkret: um die Verteilung der Lasten zur Rettung des klammen Inselstaats.
Dijsselbloem bezeichnete die Rettung sogar als Blaupause für andere Länder. Damit zog er sich den Zorn des Finanz-Establishments zu. Denn im Fall Zypern werden auch Banken, deren Eigentümer und Gläubiger zu Opfern gezwungen.
Das ist Jeroen Dijsselbloem
Der niederländische Finanzminister heißt mit vollem Namen: Jeroen René Victor Anton Dijsselbloem. Er wurde am 29. März 1966 in Eindhoven geboren.
Dijsselbloem ist in einer katholischen Lehrerfamilie aufgewachsen. Er gilt als werte-konservativ. Seit seiner Attacke auf die Musiksender, die seiner Meinung nach sexistisch sind, wird er in den Niederlanden „Mister Normen und Werte“ genannt.
1992 wurde Jeroen Dijsselbloem Mitglied der Delegation der Partei der Arbeit (PvdA) im Europäischen Parlament in Brüssel. Ab 1992 war er drei Jahre lang Referent für Raumordnungspolitik (Umwelt, Landwirtschaft, Natur) der PvdAFraktion im niederländischen Abgeordnetenhaus. Später kümmerte er sich um die Themen Bildung und Jugendhilfe.
Das dubiose Geschäftsmodell der zyprischen Banken hat es nicht anders verdient. „Moral hazard“, was so viel bedeutet wie: riskante Geschäfte mit eingebauter Staatsgarantie, falls die Geschäfte schief gehen – das funktioniert in diesem Fall plötzlich nicht mehr so richtig.
Fadenscheinige Dementis
Auf andere Euroländer übertragen, würde der Wegfall von „moral hazard“ bedeuten: Banken könnten nicht mehr erwarten, dass sie im Zweifel auf dem Umweg über ihre Staaten mithilfe der Steuerzahler gerettet oder von der Europäischen Zentralbank aufgefangen würden. Stattdessen müssten ihre Eigentümer und Gläubiger für jeglichen Schaden aufkommen.
Nachdem die Börsen als Reaktion auf Dijsselbloems Bemerkungen für kurze Zeit in Aufruhr geraten waren, folgte prompt dessen halbes Dementi: „Zypern ist ein besonderer Fall mit außergewöhnlichen Herausforderungen.“ Auch andere fühlten sich zu einem Dementi berufen.
So verlautete zum Beispiel aus dem Haus von EU-Kommissar Michel Barnier: „Der Fall Zypern ist aus vielerlei Gründen einzigartig.“ Das steht zwar außer Frage, lenkt aber vom eigentlichen Thema ab: Davon, dass auch Bankeigentümer und -gläubiger gemäß Dijsselbloems Forderung gefälligst selbst für den Schaden aufkommen sollten, den sie angerichtet oder in Kauf genommen haben.