Gegen Zockerei und Gier Boni-Begrenzung schockt Londoner City

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"Die Initiative schwächt den Werkplatz Schweiz“

Die bestverdienenden Firmenlenker Europas
Platz 10: Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender bei der Daimler AG8.654.000 Euro Quelle: Die Unternehmensberatung Hostettler, Kramarsch & Partner (hkp) hat die Vergütung der in den Börsenindizes STOXX Europe 50 und EURO STOXX 50 geführten Unternehmen für das Geschäftsjahr 2011 ausgewertet. Quelle: dpa
Platz 9: Peter Löscher, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG8.706.633 Euro Quelle: dpa
Platz 8: Josef Ackermann, Ex-Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank9.355.150 Euro Laut hkp-Studie liegen die Gehälter für Manager im Finanz- und Bankenbereich unter dem europäischen Durchschnitt (5.719.286 Euro). Der Grund: Die Marktsituation, sowie eine verstärkte Regulierung der Branche drücken die Gehälter - auch auf den höheren Managementebenen. Noch vor der Wirtschafts- und Finanzkrise waren die CEO-Löhne bei Banken & Co die höchsten in Europa. Quelle: dpa
Platz 7: Sir Terry Leahy, Chief Executive der britischen Handelsmarktkette Tesco9.922.936 Euro Die Gehälter der Top-Manager in Großbritannien, Schweiz und Deutschland bilden die Spitze im europäischen Vergleich. Im Durchschnitt verdienen die Schweizer CEOs 8.047.000 Euro, ihre Kollegen auf den britischen Inseln 6.730.000 Euro und die deutschen Vorstandsvorsitzenden 6.664.000 Euro. Die hkp-Studie stellt fest, dass innerhalb derselben Branche sich die Gehälter nach und nach annähern, doch die Unterschiede im Ländervergleich bleiben groß. Ein Schlüsselfaktor für die Vergütung: die Unternehmensgröße, die Branche, und der Standort des Konzernsitzes. Die Gehälter der europäischen Manager liegen laut hkp deutlich unterhalb der ihrer us-amerikanischen Kollegen. Quelle: dpa/dpaweb
Platz 6: Severin Schwan, Chief Executive Officer beim Schweizer Pharmakonzern Roche10.021.932 Euro Quelle: REUTERS
Platz 5: Peter Voser, Chief Executive Officer beim britischen Mineralöl- und Erdgaskonzern Royal Dutch Shell10.208.000 Euro Quelle: dpa
Platz 4: Bernard Arnault, Chef der französischen Luxusgüter-Gruppe Louis Vuitton Moët Hennessy (LVMH)10.696.670 Euro Arnault hat im September die belgische Staatsbürgerschaft beantragt und angenommen - aus Angst vor den Steuererhöhungsplänen der französischen Regierung unter Staatspräsident Francois Hollande. Quelle: dpa

Damit würde sich die Chefetagen-Kultur börsennotierter Schweizer Unternehmen erheblich ändern. Das Land bekäme das schärfste Aktienrecht der Welt. Unisono warnen Unternehmen, dass so weitgehende Einschränkungen der Wettbewerbsfähigkeit schweren Schaden zufügen würden. Dagegen holte der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse mit einer massiven Werbekampagne aus, bei der kräftig die Keule "Drohender Jobverlust“ geschwungen wurde: "Die Initiative schwächt den Werkplatz Schweiz“, ist überall im Land auf Riesenpostern neben den Gesichtern erfolgreicher Unternehmer zu lesen. Die millionenschwere Kampagne zur Rettung der Millionen-Boni schien Wirkung zu zeigen. Die Zustimmung zur „Minder-Initiative“ ging zurück.

Doch inzwischen erscheint die Annahme als ziemlich sicher. Mehr als 60 Prozent der Schweizer wollen laut Umfragen dafür stimmen. Unfreiwillig hat dazu der bestbezahlte Manager der Schweiz beigetragen. Ausgerechnet in der heißen Phase des Meinungskampfes zur „Abzocker-Initiative“ wurde bekannt, dass sich Daniel Vasella - der scheidende Präsident des Schweizer Pharmariesen Novartis - mit dem Vorstand auf eine Abfindung von sage und schreibe 72 Millionen Franken (58,5 Millionen Euro) verständigt hatte.

Das Geld sollte dafür fließen, dass der 59-Jährige, der vorher bei Novartis schon hunderte Millionen verdient hatte, sechs Jahre lang nicht zur Konkurrenz geht. Die Empörung der Eidgenossen war enorm. Diese "Selbstbedienungsmentalität“ erschüttere das Vertrauen in die Wirtschaft, schimpfte auch Justizministerin Simonetta Sommaruga. Als Vasella schließlich seinen Verzicht auf die Abfindung bekanntgab, war alles zu spät. "Man kann nicht auf etwas verzichten, was einem gar nicht zusteht“, erklärte Minder - und erntete Beifall.

Angesichts hoch fliegender Emotionen gehen sachlich nachvollziehbare Bedenken gegen das Minder-Modell unter, wie es scheint. Kritiker weisen zum Beispiel darauf hin, dass der Zwang zu jährlichen Verwaltungsratswahlen sich als eine Art Einfallstor für Hedgefonds und "Heuschrecken“-Investoren erweisen könnten, die Schweizer Unternehmen unter ihre Kontrolle bringen wollen.

Obwohl selbst die politische Linke und die Gewerkschaften nicht einhellig hinter der Minder-Initiative stehen, hat ein von der Regierung in Bern unterbreiteten Gegenvorschlag wohl keine allzu großen Chancen. Er würde im Falle der Ablehnung der Minder-Initiative in Kraft treten. Auch mit dem Gegenvorschlag soll Abzockerei bekämpft werden.

Allerdings viel stärker auf der Basis von Freiwilligkeit - ohne Drohung mit dem Knast.

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