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Gerüchte in Griechenland Varoufakis vor baldiger Ablösung

In Athen verdichten sich nach Informationen der heimischen Presse Gerüchte, dass der griechische Finanzminister Gianis Varoufakis bald ersetzt werden könnte.

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Varoufakis habe „jede Glaubwürdigkeit verloren“, Dies berichtete am Sonntag die Athener Wochenzeitung „To Vima“. Während der Tagung der Eurogruppe am Freitag in Riga sei festgestellt worden, dass Varoufakis einmal mehr „unvorbereitet“ vor seinen Kollegen erschienen und völlig isoliert sei. „Wir wissen nicht, ob der Ministerpräsident (Alexis Tsipras) ihn „opfern“ wird“, in der Hoffnung das Land zu retten, hieß es in einem Kommentar der „To Vima“. Die Frage laute eigentlich, ob Tsipras selbst begreife, wie ernst die Situation im Land ist. Varoufakis reagierte am Sonntag mit einem Statement im Kurznachrichtendienst Twitter. Darin benutzte er einen Ausdruck des ehemaligen US-amerikanischen Präsidenten Franklin Delano Roosevelt vom Jahr 1936, „sie sind alle (seine Gegner) einstimmig in ihrem Haß gegen mich und ich heisse ihren Haß willkommen“, meinte Varoufakis.

Griechenlands Zahlungsverpflichtungen 2015

Auch im Kreis der Eurogruppe ist er ein ein Außenseiter. Seine Kollegen essen Lachs und Barsch, Varoufakis wählt die Isolation. Von dem Starrummel, der den ehemaligen Wirtschaftsprofessor aus Australien wegen seines lockeren Auftretens und seiner revolutionär klingenden Thesen in den vergangenen Monaten umgab, ist nicht mehr viel zu spüren. Schon vor der Sitzung der Eurogruppe am Freitagmorgen würdigen sich der griechische Minister und der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, keines Blickes, obwohl sie im Hotel nur eine Armlänge voneinander entfernt am Frühstücksbuffet stehen. Gesprächsstoff gäbe es genug, denn die EZB ist der letzte Rettungsanker es Staates.

Die schrägsten Varoufakis-Zitate

Stunden später berichten Draghi sowie die Verantwortlichen von EU-Kommission, Eurogruppe und Rettungsfonds ESM mit ernsten Mienen über die festgefahrenen Verhandlungen im Schuldenstreit und drängen die griechische Regierung erneut zur Eile. Varoufakis betritt anschließend gut gelaunt die Bühne in der lettischen Nationalbibliothek, dem Tagungsort der Eurogruppe. Es habe gewaltige Fortschritte gegeben, sagt er. Die Flasche sei eher halbvoll als halbleer. Dann geißelt Varoufakis erneut die Auflagen für sein Land und Fehler, die bei den Hilfsprogrammen begangen worden seien.

Die Sichtweise der anderen 18 Finanzminister ist eine andere. So fordert der slowenische Ressortchef Dusan Mramor hinter verschlossenen Türen einem Vertreter der Euro-Zone zufolge, sich auf einen Plan B vorzubereiten. Mit "Plan B" ist die mögliche Staatspleite und ein Austritt Griechenlands aus dem gemeinsamen Währungsraum gemeint. Andere Insider berichten aus der Sitzung, dass sich mehrere Minister bei den Ausführungen Varoufakis' die Ohren zuhielten, mit den Augen rollten oder diese lieber gleich ganz schlossen. Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem, dessen Verhältnis zu Varoufakis schon seit der ersten gemeinsamen Pressekonferenz in Athen vor rund drei Monaten kühl ist, bezeichnet die Gespräche anschließend als "sehr kritisch".

"Er ist völlig isoliert", sagt ein hochrangiger Vertreter der Euro-Zone später über Varoufakis. Diese Isolation ist den ganzen Tag spürbar, bis der Minister am Abend allein zur Brücke am Fluss spaziert. Es ist ein weiter Weg über die Düna. Ein kalter Wind weht.

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