Glyphosat Brüssel muss allein über den Unkrautkiller entscheiden

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Es herrscht großes Misstrauen

Seither brandete jedenfalls eine sehr emotional geführte Debatte auf, bei der die Lobbyisten der Agrarchemie mit den Vertretern von Umweltverbänden und Ökolandbau zusammen prallen und um die Meinungshoheit und Publikumsmehrheit ringen. Dabei traut keiner mehr dem anderen. Dass viele der von der Industrie finanzierten wissenschaftlichen Studien unter Verschluss und nur den Zulassungsbehörden zugänglich sind, schürt dabei seit langem großes Misstrauen.

Die nun von der Kommission erwartete Zulassung soll mindestens den Zeitraum überbrücken, bis die europäische Chemikalienagentur ECHA das Glyphosat und seine möglichen Risiken für Mensch und Umwelt neu bewertet – was in etwa anderthalb Jahren erwartet wird.

Gentechnik

Diese Neubewertung war in Auftrag gegeben worden, als die Debatte zwischen den Wissenschaftlern hoch kochte. Doch so schnell kam die ECHA-Untersuchung nicht.

Bis die ECHA-Beurteilung vorliegt, wird der Streit wohl noch weiter toben, was auch Unternehmen wie Bayer und Monsanto wenig erfreut. Denn bei den Übernahmeabsichten und möglichen Kaufpreisangeboten des deutschen Chemie- und Pharmaunternehmens Bayer dürfte es durchaus eine Rolle spielen, ob Monsanto als einer der weltweit großen Glyphosathersteller das Gift in Europa zukünftig noch vertreiben darf oder nicht.

Auch für das gentechnisch veränderte Pflanzensaatgut, bei dem Monsanto weltweit führend ist, spielt der Einsatz von Glyphosat eine entscheidende Rolle.

Für Freunde einer umweltfreundlichen Landwirtschaft wie Grünen-Politiker Häusling stellt die jetzige Entscheidungslage zumindest einen Punktsieg dar: „Anfangs wollte die Kommission die Glyphosat-Zulassung ganz ohne weitere Auflagen für 15 Jahre verlängern.“ Das ist definitiv vom Tisch. Nun wird eine nur 18-monatige Verlängerung der Zulassung erwartet.

Wie allerdings in Zukunft die Mehrheiten aussehen werden – und ob die Briten nach dem Brexit dann noch mitstimmen dürfen, - ist derzeit völlig offen. Sicher ist nur: Mit Großbritannien ginge den Befürwortern einer eher industriell und biotechnisch geprägten Landwirtschaft ein wichtiger Fürstreiter verloren.

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