Griechenland Unternehmer stellen sich der Krise

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Bild im Ausland auffrischen

Moise Sidoropoulos präsentiert eine respektable Liste. Die großen Flotten griechischer Reeder müssten durch Senkung von Steuern und Abgaben nach Griechenland zurückgeholt werden – Schifffahrt als Wachstumsfaktor. Die Erzeugung alternativer Energie solle ins Land: Wind und Sonne habe Griechenland im Überfluss. Griechenland verfüge über eine kleine, aber schlagkräftige Pharmaindustrie, die sich auf Generika spezialisiert habe.

Die Landwirtschaft müsse mehr Qualitätsprodukte exportieren, Fischfarmen müssten die überfischten Meere entlasten. Der wichtigste Wirtschaftszweig aber sei der Tourismus. Die Ressource ist die Schönheit des Landes.

Das sieht Yannis Boutaris ganz genauso. Als Bürgermeister versucht er, das etwas unscharfe Bild von Thessaloniki im Ausland aufzufrischen. Festivals, Kulturereignisse und gezielte Tourismuswerbung sollen mehr zahlungskräftige Ausländer in die Stadt bringen. »Die billigste Investition in die Wirtschaft Griechenlands ist der Tourismus, weil wir die wichtigsten Dinge schon haben.«

Anschauungsunterricht in Deutschland

Boutaris wuchert mit der reichen Vergangenheit, auch mit den Hinterlassenschaften der Römer und Byzantiner: antiken Kirchen, Triumphbögen, Amphitheatern, Stadtmauern. Bis 1913 gehörte Thessaloniki zum Osmanischen Reich. Bis zur Ermordung durch die Deutschen lebten viele Juden in Thessaloniki. Also wirbt Boutaris speziell um Türken und Israelis.

Er überzeugte Fluggesellschaften, direkte Verbindungen aus Istanbul und Tel Aviv einzurichten. Die Besucherzahlen steigen rapide. Er versucht, Kreuzfahrtschiffe anzulocken. Neulich besuchte Boutaris Hamburg, um von dessen Erfolgen mit großen Pötten zu lernen.

Doch in Deutschland fand er noch mehr Nachahmenswertes. Während viele Athener Politiker guten Rat aus der EU irgendwie als lästig empfinden, schaute sich Boutaris die Müllwirtschaft deutscher Städte an. Für die Lösung des Müllproblems in Thessaloniki hat er wenig vorzuweisen. Die Müllfrage dürfte für seine Wiederwahl jedoch genauso entscheidend werden wie die wirtschaftliche Wiederbelebung der Stadt.

Boutaris, der Selfmademan, hält nicht zuletzt eine bessere Ausbildung für überlebenswichtig. Die Herstellung von landwirtschaftlichen Spitzenprodukten etwa erfordere entsprechendes Know-how. Dazu müsse man nicht an der Universität promovieren. Aber: »Wir brauchen Fachhochschulen und Berufsschulen – wie in Deutschland«, sagt Boutaris.

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