Eine Alternative, die auch Kaltabanis mittlerweile in Erwägung zieht: „Ich denke immer häufiger über die Auswanderung in einen Staat außerhalb der EU nach, wo die Arbeitsbedingungen besser sind.“ Er blickt auf ein heruntergekommenes Gebäude, nur wenige Meter von seinem eigenen Haus entfernt. „Ich würde am liebsten sofort ausreisen und meine Familie so bald wie möglich nachholen.“
Nach einem Jahr Arbeitslosgeld endet jegliche Unterstützung
Die Situation ist desaströs. Nicht nur der griechische Arbeitsmarkt steckt in einer schweren Krise. Selbst der nationale Träger für Gesundheitsleistungen EOPYY, welcher für die meisten Griechen als Krankenkasse fungiert, steckt tief in den Schulden. Somit müssen auch Personen, die nicht ihren Versicherungsschutz verloren haben, oftmals ihre Rechnungen von Krankenhäusern oder wichtige Medikamente aus der eigenen Tasche zahlen.
Zu groß ist die Sorge, dass EOPYY bald nicht mehr zahlen kann. Damit stehen viele Griechen vor der Gefahr der Verarmung. Die Arbeitslosigkeit steigt, neue Jobs sind rar und auch der Staat kann seinen Bürgern nicht helfen. Vor der Krise sah das anders aus: Wer arbeitslos war, konnte bis zu zwei Jahren auf staatliche Hilfe vertrauen.
Außerdem gab es wesentlich mehr freie Stellen. Mittlerweile wurde der Bezugszeitraum des Arbeitslosengeldes halbiert und die Auszahlungen selbst von 462 Euro monatlich um gut ein Drittel auf 322 Euro gekürzt. Den Hellenen droht eine „soziale Explosion“, wie der größte Gewerkschaftsverband Griechenlands (GSEE) warnt. Viele Griechen sehen nur einen Ausweg: Das Heimatland verlassen.
George Apostolopoulos sieht die Entwicklungen in seinem Land mit großer Sorge. Er ist Präsident der KYADA, einer Organisation, die sich um Obdachlose in Griechenlands Hauptstadt kümmert. Mittlerweile kommen nicht mehr nur Obdachlose zu der täglichen Suppenküche in der Sofokleusstraße in einem der ärmsten Viertel Athens. Journalisten werden an diesem Ort nicht gerne gesehen, viele ehemals wohlhabendere Athener fürchten erkannt zu werden. Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern gibt er hier Tag für Tag Essen an 3800 Personen aus. Tendenz steigend.