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Griechenland-Reparationen Gauck hält Wiedergutmachung für möglich

Zum 70. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus hat der Bundespräsident eine Wiedergutmachung für deutsche Kriegsverbrechen in Griechenland angeregt. Die Bundesregierung sieht solche Forderungen als erledigt an.

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Bundespräsident Joachim Gauck am Mahnmal von Lingiades in Griechenland. Quelle: dpa

Bundespräsident Joachim Gauck hat sich offen gezeigt für eine Wiedergutmachung deutscher Kriegsverbrechen in Griechenland. In einem am Freitag vorab veröffentlichen Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" sagte Gauck: "Wir sind ja nicht nur die, die wir heute sind, sondern auch die Nachfahren derer, die im Zweiten Weltkrieg eine Spur der Verwüstung in Europa gelegt haben - unter anderem in Griechenland, worüber wir beschämend lange wenig wussten". Er fügte hinzu: "Es ist richtig, wenn ein geschichtsbewusstes Land wie unseres auslotet, welche Möglichkeiten von Wiedergutmachung es geben könnte."

Die neue griechische Regierung drängt auf Reparationen in Milliardenhöhe. Die Bundesregierung sieht solche Forderungen allerdings 70 Jahre nach dem Kriegsende als erledigt an.

„Wir sind ja nicht nur die, die wir heute sind, sondern auch die Nachfahren derer, die im Zweiten Weltkrieg eine Spur der Verwüstung in Europa gelegt haben - unter anderem in Griechenland, worüber wir beschämend lange wenig wussten“, sagte Gauck der „Süddeutschen Zeitung“. „Es ist richtig, wenn ein geschichtsbewusstes Land wie unseres auslotet, welche Möglichkeiten von Wiedergutmachung es geben könnte.“

Gauck sagte, als Bundespräsident vertrete er zwar keine andere Rechtsauffassung als die Bundesregierung, die Reparationen mit Verweis auf den sogenannten Zwei-Plus-Vier-Vertrag vor der Wiedervereinigung Deutschlands ablehnt. Dennoch verfolge er mit Interesse die Diskussion über unterschiedliche Vorschläge, dem Bedürfnis vieler Griechen nach einer Art Wiedergutmachung gerecht zu werden. Dabei wünsche er sich allerdings auch, "dass die griechische Regierung hier etwas verbindlicher aufträte, als sie es bisweilen tut".

Als Bundespräsident vertrete er zwar keine andere Rechtsauffassung als die Bundesregierung, die Reparationszahlungen unter Verweis auf die Zwei-Plus-Vier-Verträge ablehnt. Dennoch verfolge er mit Interesse „die Diskussion über unterschiedliche Vorschläge, dem Bedürfnis vieler Griechen nach einer Art Wiedergutmachung gerecht zu werden.“ Dabei wünsche er sich allerdings auch, „dass die griechische Regierung hier etwas verbindlicher aufträte, als sie es bisweilen tut.“

Bei einem Griechenland-Besuch im vergangenen Frühjahr hatte Gauck Unbehagen über den bisherigen Umgang mit deutschen Kriegsverbrechen in Griechenland erkennen lassen. Das Unrecht sei nur unzureichend aufgearbeitet. Im Gespräch war zunächst die Idee einer Stiftung, etwa nach dem Vorbild jener für ehemalige Zwangsarbeiter in Deutschland.

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