Griechenland So verdienen Griechenlands Milliardäre an der Krise

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Syrizas Scheitern

Besonders ausgeprägt ist die Selbstbedienungsmentalität im Bankensektor. So ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Manager der ehemals staatlichen Postbank, weil sie ohne Sicherheiten Kredite an Unternehmer gegeben haben sollen – eine dreistellige Millionensumme soll etwa an den Unternehmer Lavrentis Lavrentiadis geflossen sein. Lavrentiadis besaß mit Proton einst eine eigene Bank, die er gemeinsam mit Geschäftspartnern um 700 Millionen Euro erleichtert haben soll. Er selbst hat die Vorwürfe stets bestritten. Ausnahmen aus ferner Vergangenheit? Nun ja. Die Oligarchen erhielten „von den Banken immer noch große Kredite, im Gegensatz zu normalen Unternehmern“, sagte Regierungschef Tsipras noch im März.

Selbst die politischen Parteien bedienten sich bei den Banken. Die Parteien Pasok und Nea Dimokratia hatten bis Ende 2012 rund 240 Millionen Euro Schulden angehäuft. Allein bei der ATE Bank sollen Pasok und Nea Dimokratia mit jeweils rund 100 Millionen Euro in der Kreide gestanden haben. Sicherheiten konnten sie nicht bieten. Lediglich ihre künftigen Einnahmen aus der Parteienfinanzierung standen als Pfand zur Verfügung – das kaum noch etwas wert war, als Pasok etwa bei der Parlamentswahl im Juni 2012 von 44 auf 12 Prozent fiel und die Einnahmen aus der staatlichen Parteienfinanzierung, deren Höhe sich nach der Zahl der Wählerstimmen richtet, deutlich sanken.

Und Syriza? Wie ernst nimmt die linke Regierungspartei den Kampf gegen Korruption? Gerade hat sich der Regierung eine neue Chance eröffnet, Steuersünder dingfest zu machen: Im April ist den griechischen Ermittlern eine sensationelle Festnahme geglückt. In Handschellen nahmen sie den französischen Banker Jean-Claude Oswald in Griechenland in Empfang, nachdem Abu Dhabi ihn ausgeliefert hatte. Der Verdacht: Oswald soll reichen Griechen geholfen haben, Geld in der Schweiz zu bunkern.

Oswalds Methode beim Geldverstecken soll einfach, aber wirkungsvoll gewesen sein, wie „Hot Doc“ recherchierte. Durch seine Kontakte zu griechischen Reichen soll er Kunden aus dem In- und Ausland zusammengebracht haben. Laut „Hot Doc“ hat ein griechischer Bürger Geld auf einem ausländischen Konto gutgeschrieben bekommen, ohne dies über die Grenze zu schicken. Dafür musste er seinem ausländischen Komplizen nur die entsprechende Summe auf dessen griechisches Konto überweisen. So hätten sich kaum Anhaltspunkte für die Steuerfahnder geboten.

Alexis Tsipras’ Kampf gegen die Korruption, so er ihn denn überhaupt aufnehmen möchte, wird wohl eher lang- denn mittelfristig Wirkung zeigen. Als Oppositionspolitiker bezeichnete er die Einheit aus Massenmedien, Banken und korrupten Politikern noch als „Dreieck der Sünde“. Auf Maßnahmen gegen diese Verbindungen hat er bisher verzichtet – vermutlich aus Angst vor negativer Berichterstattung.

Andersherum haben die Medienunternehmer ein Interesse, Tsipras bei Laune zu halten. Denn: Natürlich haben die internationalen Geldgeber die Syriza-Regierung parallel zum dritten Hilfspaket angehalten, endlich gegen die Privilegien der Milliardäre vorzugehen; einerseits. Andererseits haben sie Griechenland 35 Milliarden Euro an Strukturhilfen versprochen, die etwa in Infrastruktur fließen sollen. Und da, da sind Griechenlands Milliardäre zuversichtlich, wird sich sicher etwas dran verdienen lassen. Das war schließlich schon immer so.

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