
Viele Ökonomen und Politiker bewerten die Folgen eines Ausstiegs Griechenlands aus der Währungsunion und die Ansteckungsgefahren auf andere Staaten mittlerweile weniger dramatisch als noch vor einem Jahr. Doch die ökonomischen und politischen Verwerfungen eines griechischen Staatsbankrotts könnten am Ende größer sein als erwartet.
Darauf deutet der sogenannte Welt-Systemstressindex hin, den das Kölner Institut für Kapitalmarktanalyse Dr. Markus C. Zschaber mbH exklusiv für die WirtschaftsWoche erstellt. Dieser erfasst die Bereiche Politik, Gesellschaftssystem, Realwirtschaft und Finanzmärkte und ist in die drei Zonen „negatives Umfeld/hohes Stresslevel“, „neutrales Umfeld/moderates Stresslevel“ und „positives Umfeld/niedriges Stresslevel“ unterteilt.
Nachdem der Index gut zwei Jahre mit sinkender Tendenz im niedrigen Stressbereich lag, ist er unter dem Eindruck der Grexit-Debatte seit Januar wieder von minus 73 auf minus 33 Zähler gestiegen, der Subindex für die Euro-Zone sogar von minus 71 auf minus 21 Punkte. Das neutrale Stresslevel beginnt bei minus 20 Zählern.
„Ein Zurückfallen in eine erneute systemische Krise lässt sich nicht mehr ausschließen“, sagt Geschäftsführer Markus Zschaber, dessen Volkswirte-Team den Indikator erstellt. Allein in den vergangenen zwei Wochen seien etwa die Kreditausfallversicherungen im Schnitt um rund 30 Prozent gestiegen. Zschaber: „Die Unternehmer geraten in Sippenhaft. Das ist eine ernstzunehmende Entwicklung“. Die Gefahr sei, dass nun „Übertreibungen an den Finanzmärkten stattfinden, die die Realwirtschaft anstecken.“
In den Indikator gehen rund 6500 Einzelwerte ein - rund 4000 Kapitalmarktdaten und etwa 2500 mikro- und makroökonomische Zahlenreihen. Die Palette reicht von Wechselkursen und Zinsen bis hin zu Euro-Swaps und CDS-Kreditausfallversicherungen.
Das Barometer spiegelt die vielfältigen Reaktionen der Marktteilnehmer auf politische, monetäre und realwirtschaftliche Ereignisse und Signale wider.