
Der Zustrom von Migranten nach Griechenland hält auch nach Inkrafttreten des Flüchtlingspakts zwischen der EU und der Türkei an. In der Folge stieg die Zahl der Flüchtlinge, die sich in Griechenland aufhalten, am Montag erstmals über die Marke von 50.000: Der Krisenstab bezifferte ihre Zahl auf 50.411.
Insgesamt setzten zwischen Sonntagmorgen und Montagmorgen 08.00 Uhr Ortszeit 1662 Migranten von der türkischen Küste auf griechische Ägäis-Inseln über, wie der griechische Stab für die Flüchtlingskrise am Montag weiter mitteilte. Zum Vergleich: Am Vortag um 08.00 Uhr waren 875 neue Flüchtlinge aus der Türkei gezählt worden, am Samstag 1498.
Am Montagvormittag nahm der Zulauf auf Lesbos Medienberichten zufolge ab.
Reaktionen zu möglichen Grenzschließungen
Anton Börner, Präsident des Außenhandelsverband BGA, warnt im "Tagesspiegel" vor Grenzschließungen. Rund 70 Prozent des deutschen Außenhandels würden innerhalb Europas abgewickelt. "Vor diesem Hintergrund werden sich die Kosten alleine für die internationalen Straßentransporte um circa drei Milliarden Euro verteuern."
"Durch Staus und Wartezeiten, zusätzliche Bürokratie oder zum Beispiel die Umstellung von Just-in-time-Lieferung auf deutlich teurere Lagerhaltung können sich die Kosten für die deutsche Wirtschaft schnell auf zehn Milliarden Euro pro Jahr summieren", mahnt DIHK-Geschäftsführer Martin Wansleben.
Der Vize-Präsident des Europaparlaments, Alexander Graf Lambsdorff (FDP), sagte der "Rheinischen Post": „Die Schließung der deutschen Grenzen wäre ein Debakel für die Flüchtlinge, für die Wirtschaft, aber auch für Millionen Pendler und Urlauber.“
"Verstärkte Kontrollen ist was anderes, aber eine komplette Schließung ist absolut illusorisch. Und man sollte den Leuten da keine Scheinlösungen anbieten“, sagte SPD-Generalsekretärin Katarina Barley im Deutschlandfunk.
"Wenn die Grenzen geschlossen würden, ist Schengen gefährdet. Das hat ebenfalls große Auswirkungen auf Deutschland, auf Arbeitsplätze in Deutschland", sagte der nordrhein-westfälische CDU-Landesvorsitzende Armin Laschet.
Seit Sonntag sind die Vereinbarungen zum Flüchtlingspakt der EU mit der Türkei in Kraft. Der Pakt sieht vor, dass alle Flüchtlinge, die seit Sonntag illegal von der Türkei nach Griechenland übersetzten, ab Anfang April zwangsweise in die Türkei zurückgebracht werden können. Vorher haben die Flüchtlinge jedoch das Recht auf eine Einzelfallprüfung im EU-Land Griechenland.
Nur wer nachweisen kann, dass er in der Türkei verfolgt wird, darf bleiben. Im Lager von Idomeni an der Grenze zu Mazedonien sollen nach neuesten Angaben des Krisenstabes, die der Deutschen Presse-Agentur vorlagen, rund 13 250 Menschen sein.