
Der griechische Finanzminister Euklid Tsakalotos verließ am Morgen sichtbar ermüdet den Verhandlungsort. Er sagte nichts zum Verlauf der Verhandlungen. Wie das staatliche Fernsehen berichtete, sollen die Verhandlungen am Montagnachmittag fortgesetzt werden.Die Lage sei so kompliziert, dass sogar der Gouverneur der Notenbank (Bank of Greece), Ioannis Stournaras, in der Nacht gerufen wurde, um an den Verhandlungen teilzunehmen. Stournaras verließ den Verhandlungsort nach etwa zwei Stunden, ohne zu sagen, wie es weiter gehen soll.
Dem Vernehmen nach gibt es noch große Differenzen zwischen Athen und den Gläubigern über die genauen Maßnahmen, die zu Einsparungen in Höhe von 5,4 Milliarden Euro führen könnten. Es geht um Rentenkürzungen, Erhöhungen von Steuern und indirekte Steuern sowie die sogenannten „faulen Kredite“ die mittlerweile die 100 Milliarden Euro überstiegen haben sollen.
Im Sommer 2015 hatten die Institutionen ein drittes Hilfspaket für Griechenland mit einem Volumen von bis zu 86 Milliarden Euro geschnürt. Ohne eine Einigung der Gläubiger mit Athen kann kein Geld in die Kassen in Athen fließen.
Schäuble glaubt an eine Lösung des Problems
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat sich zuversichtlich über eine Lösung des Reformstreits zwischen Griechenland und seinen internationalen Geldgebern gezeigt. "Wir werden auch diesmal eine Lösung finden", sagte der CDU-Politiker am Sonntag in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin. Diese werde aber nicht in einem Schuldenerlass bestehen, "sondern dass Griechenland auf dem Weg zu einer wettbewerbsfähigeren Wirtschaft mehr leisten muss." Das Land müsse die Voraussetzungen für weitere Hilfen erfüllen, auf die man sich vergangenes Jahr geeinigt habe.
Zurzeit läuft die Überprüfung der Reformfortschritte durch Vertreter der Europäischen Union (EU), des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB). Von einer positiven Beurteilung hängt ab, ob dem Land weiteres Geld aus dem 86 Milliarden Euro umfassenden Topf ausgezahlt wird. Griechenland muss im Juli 3,5 Milliarden Euro an den IWF und die EU zurückzahlen und muss zudem bisher unbezahlte Rechnungen begleichen. Ein positiver Abschluss der Prüfungen ist auch Voraussetzung für anschließende Gespräche über mögliche Schuldenerleichterungen. Davon wiederum hängt ab, ob sich der IWF an aktuellen Hilfen beteiligt.