Griechenland Wie gefährlich ist der "Grexit" für Europa?

Seite 4/4

Was passiert ohne Grexit?

Weitaus schwerwiegender könnten allerdings die politischen Konsequenzen sein, wenn Griechenland trotz Verweigerung der Reformen im Euro bleibt. Denn so könnten auch die italienische und spanische Regierung beginnen, ihre Schulden nicht mehr zu begleichen und den Reformkurs zu verweigern.

Dass ein solcher Präzedenzfall entsteht, ist aus Heinemanns Sicht die größte Angst der europäischen Regierungsmitglieder. „Der Konsens ist groß, dass Griechenland für seinen Verweigerungskurs bezahlen muss“, so Heinemann.

Die größten Pleitestaaten der Welt
Norwegische Insel Quelle: dpa
Reichstag Quelle: dpa
Gracht in Amsterdam Quelle: AP
Akropolis Quelle: AP
Brunnen am österreichischen Parlamentsgebäude Quelle: dpa
Schweizer Flagge Quelle: dpa
Big Ben und Westminster Abbey Quelle: REUTERS

Das geschieht bereits: Griechenland befindet sich, nachdem 2015 erstmals seit 40 Jahren die realistische Chance bestand, kein Defizit mehr auszuweisen, wieder in einer Rezession; Investoren ziehen ihr Geld ab; das Bankensystem steht unter Druck. Das Land wurde um Jahre zurückgeworfen. „So traurig das klingt, aber das ist wichtig“, so Heinemann. „Griechenland darf nicht das strahlende Beispiel werden, dass die Spanier dazu bringt, eine ähnliche Politik zu unterstützen.“

Eurokritische Parteien wie etwa die spanische Linkspartei Podemos könnten einen möglichen Erfolg der griechischen Syriza nutzen, um bei den Parlamentswahlen 2015 ebenfalls zu versprechen, den harten Reformkurs und den Schuldendienst einzustellen und die bisherigen Schritte der amtierenden Regierung als nicht notwendig darzustellen.

Fazit

Ökonomisch sind die Folgen eines Grexits für die Europäische Union unklar. Der Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone könnte einen Schlussstrich unter die Euro-Krise setzen – allerdings sind trotz EZB-Programmen und Rettungsschirm die Risiken einer Ansteckung nach wie vor vorhanden. Die Dynamiken einer Finanzmarktpanik haben Ökonomen auch in der Vergangenheit nicht vorhersehen können, was die Lehmann-Pleite 2008 eindrucksvoll belegte.

Politisch würde ein weiteres Tolerieren des griechischen Reformverweigerungskurses unter der Führung der Syriza der Podemos-Bewegung in Spanien Rückenwind geben und der Europäischen Union Glaubwürdigkeit gegenüber den Investoren kosten.

Allerdings ist ein Grexit aus politischer Sicht ebenfalls nicht kostenlos zu haben: Ein Austritt aus der Währungsunion dürfte das Land weiter destabilisieren und es schließlich endgültig in den wirtschaftlichen Ruin treiben. Die Folge könnten weitere gesellschaftliche Verwerfungen sein. Das Land könnte im Chaos versinken. In jedem Fall wird der griechische Staat weiter Unterstützung brauchen.

Zuletzt steht fest: Auch ohne Euro wäre Griechenland vorerst ein EU-Mitglied. Die Diskussionen um die Zukunft des Landes dürfte Merkel, Hollande und Juncker also auch künftig beschäftigen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%