Die Krise ist da – und in Griechenland für jedermann sichtbar. Wer einige Schritte nördlich von Athens Altstadt macht kann sie sehen. In dem Viertel, in dem die Athener sonst einkaufen gingen, stehen viele Geschäfte leer, die Rollläden sind mit Graffiti besprüht. So mancher Laden wirkt geradezu einsam zwischen den bemalten Wänden und verbarrikadierten Türen. Rund 68.000 Unternehmen und Geschäfte von Privatpersonen haben in den vergangenen 20 Monaten geschlossen, so die griechische Handelskammer. Das sind häufig Familienbetriebe. Schließt das Geschäft, fehlt der ganzen Familie die Lebensgrundlage. Angestellt sind nur wenige Griechen, die meisten arbeiten für sich selbst oder für den Staat. Und der ist im Moment auch kein sicherer Arbeitgeber.
„Die allgemeine Meinung in Griechenland ist, dass die Politiker da Land nicht retten können. Sie waren schließlich auch diejenigen, die Griechenland an den Rand des Kollapses gebracht haben“, sagt George Tzogopoulos. Der Hass gegen die Troika,die Maßnahmen und inzwischen auch gegen Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und Kanzlerin Angela Merkel entspringt weniger den Ideen der griechischen Bevölkerung, so Tzogopoulos. „Die öffentliche Meinung ist durch schlechte Informationspolitik geprägt. Die Troika ist dämonisiert worden, weil sie die Sparmaßnahmen gefordert hat. Das geschah ebenso durch die griechische Politik wie die Medien.“
Athens Agenda
Um fast 1,1 Milliarden Euro sollen die Arzneimittelausgaben staatlicher Kliniken beschnitten werden, weitere 50 Millionen bei den Überstunden der Ärzte eingespart werden.
Im Militäretat sind Kürzungen von 600 Millionen geplant.
Sie werden um bis zu 15 Prozent gekürzt.
Bis 2015 sollen 150.000 Stellen im Staatsdienst gestrichen werden. Überflüssige Behörden werden aufgelöst.
Der Mindestlohn von 751 Euro wird um 22 Prozent, für bis zu 25-Jährige sogar um 32 Prozent gesenkt. 17 sogenannte geschlossene Berufe vom Fremdenführer bis zum Optiker sollen dereguliert werden.
Von einem vereinfachten Steuersystem verspricht man sich Erfolge im Kampf gegen Steuerhinterziehung.
Dadurch ist es immer mehr eine Frage, , die die Griechen auf die Straße treibt: Wer regiert eigentlich das Land? Sind es die griechischen Politiker oder ist es die Troika?
Für Tzogopoulos ist klar: Das griechische Interesse, um die Krise zu bekämpfen, hat sich auf die falschen Aspekte konzentriert: „Wir haben unsere Aufmerksamkeit auf Lohn- und Rentenkürzungen und Steuererhöhungen gerichtet, statt Reformen, Privatisierungen und ein neues Steuersystem voranzubringen. Das wäre besser gewesen.“