Griechenland „Wir können nicht mehr!“

Die Griechen sind wütend. Bei einem zweitägigen Generalstreik machen sie sich wieder einmal Luft. Sie demonstrieren aber nicht nur gegen höhere Steuern oder weniger Lohn – sie haben Angst um ihre Existenz.

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Die Griechen protestieren: Mehr als 35.000 Demonstranten beteiligten sich während eines 48-stündigen Ausstands in Athen an zwei Protestkundgebungen der Gewerkschaften. Quelle: dpa

„Natürlich gehe ich hin“, sagt Katia Santonadi auf die Frage, ob auch sie auf dem Syntagmaplatz in Athen demonstriert. Die junge Griechin würde als Journalistin arbeiten, würde die Zeitung, bei der sie (noch) angestellt ist, noch gedruckt werden. Sie und ihre Freunde sind immer wieder dabei, wenn die Hellenen im Zentrum der griechischen Hauptstadt lautstark gegen die Reformen protestieren. „Ich bin sauer auf die Politik und ich will, dass meine Eltern in Frieden ihre Rente verbringen können.“ In Frieden bedeutet für sie so viel wie ohne Geldsorgen. Nicht in Reichtum, sondern mit genug Geld, um Strom, Wasser, Grundsteuer und Essen zu bezahlen.

Bei vielen Menschen ist das schon ein Problem, auch Freunde von Katia Santonadi kämpfen mit solchen Problemen. Deshalb geht sie auf die Straße – so wie viele andere Griechen auch. Mit einem zweitägigen Generalstreik und landesweiten Protesten haben Zehntausende Griechen ihre Wut über ein weiteres geplantes Sparpaket der Regierung zum Ausdruck gebracht. Mit dem 48-stündigen Ausstand, dem dritten innerhalb von sechs Wochen, wollen die Gewerkschaften die Abgeordneten zu einer Abkehr von dem Sparpaket zwingen. Das Parlament stimmt am Mittwochabend darüber ab. Mehr als 35.000 Demonstranten beteiligten sich in Athen an zwei Protestkundgebungen von Gewerkschaften.

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Wer steht dieser Tage in Athen wieder auf dem Syntagmaplatz und demonstriert? Mit Fahnen oder mit Kaffee „Frappe“ in der Hand, mit Sonnenbrille, oder mit Maske vor dem Gesicht – es ist ein gemischtes Bild, das sich bei griechischen Demonstrationen zeigt. Es sind die Gewerkschafter, die mit Fahnen marschierend über die Straßen ziehen. Es sind weit weniger Protestler, die es aber meistens in die Medien schaffen: mit Nazifahnen, Rauchbomben und anderen bösartigen Protestaktionen. Es sind aber auch die Griechen, die einfach unzufrieden und unglücklich sind – und sich solidarisch zeigen wollen – wie Katia Santonadi.

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