Britischer Außenminister tritt zurück
Der britische Außenminister William Hague ist am späten Montagabend überraschend zurückgetreten. Er gebe das Amt nach vier Jahren auf, um Vorsitzender des Unterhauses zu werden, teilte Hague über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. "Erneuerung in der Politik ist gut, und ein Amt innezuhaben ist kein Selbstzweck", erklärte der 53-Jährige. „Von Mai 2015 an, nach solch einer langen Zeit in der Politik, möchte ich mich auf viele andere Dinge konzentrieren, die ich immer schon tun wollte“, schrieb er. Seine Biografin Joanne Nadler sagte dem Sender BBC, Hague wolle sich zukünftig zurückziehen und Bücher schreiben.
Renewal in politics is good, and holding office is not an end in itself. After 26 years as an MP time will be right for me to move on
— William Hague (@WilliamJHague) 14. Juli 2014
Der 53-jährige Hague soll bis zur Parlamentswahl im kommenden Mai als „Leader of the House of Commons“ - ähnlich einem Fraktionschef im deutschen Parlamentarismus - fungieren und den Wahlkampf für die Konservative Partei in wichtigen Wahlkreisen organisieren. In seiner neuen Funktion wird Hague Andrew Lansley ersetzen. Dieser wird als neuer EU-Kommissar Großbritanniens gehandelt.
Hagues Nachfolger wird Philip Hammond. Großbritanniens Premierminister David Cameron hat den bisherigen Verteidigungsminister als Außenminister bestellt.
Philip Hammond is the new Foreign Secretary.
— David Cameron (@David_Cameron) 15. Juli 2014
Der 58-jährige Hammond gilt als streng konservativ und euroskeptisch. Hammonds bisherigen Posten bekommt Michael Fallon.
Neben Hague räumen im Zuge einer Kabinettsumbildung zahlreiche weitere Minister der konservativen Partei ihre Posten, darunter Umweltminister Owen Paterson und Bildungsminister Michael Gove. Zuvor hatte mit Ken Clarke, bislang Minister ohne bestimmten Zuständigkeitsbereich, ein Westminster-Urgestein seinen Rückzug bekanntgegeben. Mit Liz Truss als neue Umweltministerin und Nicky Morgan als neue Bildungsministerin beförderte Cameron zwei Frauen in hohe Regierungsämter. Innenministerin Theresa May, Finanzminister George Osborne und Gesundheitsminister Jeremy Hunt sollen nach Medieninformationen ihre Ämter behalten.
Britischen Medienberichten zufolge geht es Cameron bei dem groß angelegten Personalwechsel auch darum, mehr Frauen ins Kabinett zu holen. Laut der konservativen Zeitung „Daily Telegraph“ wurde „bei weißen Männer mittleren Alters die Axt angesetzt“. Die Umbildung der Regierungsmannschaft solle sicherstellen, dass es fortan keine Bilder mehr in den Medien gebe, auf denen Cameron im Parlament nur von Männern umringt ist, schrieb die Zeitung „Independent“.
Hague ein "führendes Licht"
Die Kabinettsumbildung kommt zwei Monate vor dem Schottland-Referendum im September und zehn Monate vor den Unterhauswahlen im Mai 2015. Camerons Konservative Partei ist bemüht, einen weiteren Aufstieg der EU-kritischen Partei UKIP zu bremsen, die bei den Europawahlen im Mai und auch bei den gleichzeitig stattfindenden Kommunalwahlen deutlich zugelegt hat.
Cameron beschrieb Hague als ein „führendes Licht“ über eine gesamte Generation. „Er ist nicht nur ein erstklassiger Außenminister gewesen, sondern auch ein enger Vertrauter, ein kluger Berater und ein großartiger Freund“, betonte Cameron.
Hague hatte sich in den vier Jahren als Außenminister seit 2010 zuletzt vor allem für Frauenrechte in Kriegsgebieten eingesetzt. Hierzu hatte er gemeinsam mit der US-Schauspielerin Angelina Jolie eine vielbeachtete Initiative gestartet. In seine Amtszeit fiel auch die Krise mit einem britischen Militäreinsatz in Libyen sowie die Schließung der britischen Botschaft in Teheran, die nun vor der Wiedereröffnung steht. Hague war international das Gesicht Großbritanniens bei Krisen, so zum Beispiel in Syrien und zuletzt in der Ukraine.