Ob das angemessen ist, wird nicht erst seit dem EU-Referendum hinterfragt. Vom Buckingham Palace hört man dazu immer nur: Subventionen stünden allen Besitzern von landwirtschaftlichen Betrieben offen. Königin Elisabeth II. erhalte Subventionen, so wie andere Landbesitzer auch. Dabei hätte die Regierung in London durchaus Möglichkeiten, die gewaltigen Zahlungen an Großgrundbesitzer zu verhindern, die in Großbritannien ein Überbleibsel aus der Feudalgeschichte des Landes sind. So können EU-Staaten im Alleingang Obergrenzen für Zahlungen von EU-Subventionen festlegen. Neun EU-Staaten hätten das auch getan, erklärte dazu die EU-Kommission. Darunter, erstaunlicherweise: auch Großbritannien.
Doch in Großbritannien gelten solche Obergrenzen nur für Ländereien in Wales, Schottland und Nordirland. Dort werden die EU-Gelder, die auf diese Weise eingespart werden, in die ländliche Entwicklungspolitik gesteckt. Nur in England werden die Zahlungen nicht begrenzt. Mehr noch: Die EU-Kommission beklagt bereits seit Jahren, dass London verhindert habe, EU-weite Obergrenzen für Subventionszahlungen festzulegen.
Wie Queen Elisabeth plant, den Ausfall an EU-Geldern auszugleichen, ist nicht bekannt. Eine „besondere Behandlung“ wünsche sie sich aber auf keinen Fall, heißt es aus Palastkreisen.
Was ist das "hung parliament"?
Die Wahl in Großbritannien hat ein „hung parliament“ hervorgebracht - ein „Parlament in der Schwebe“, in dem keine Partei eine absolute Mehrheit hat. In Deutschland ist das ganz normal, im Vereinigten Königreich dagegen die Ausnahme. Was nun passiert, ist nicht in der Verfassung festgeschrieben, denn die haben die Briten in der klassischen Form nicht, dafür aber viele Traditionen. So geht es jetzt - sehr wahrscheinlich - weiter:
Premierministerin Theresa May (oder auch ein möglicher Nachfolger an der Spitze der Konservativen) muss für ihre Partei eine Mehrheit organisieren. Entweder über eine formale Koalition oder über einen „Deal“ mit anderen Parteien, etwa der nordirischen DUP, die eine konservativ geführte Minderheitsregierung unterstützen würden.
Die Zusammenarbeit von Tories und DUP gilt aktuell als wahrscheinlichste Option. Rein rechnerisch braucht eine Regierung mindestens 326 der 650 Sitze im Parlament. In der Praxis sieht das aber anders aus. Die nordirisch-republikanische Sinn Fein hat 7 Sitze gewonnen, schickt jedoch traditionell keine Abgeordneten nach London. Also reichen schon weniger Mandate als die genaue Hälfte der Sitze für eine „Arbeits-Mehrheit“ aus. Eine Möglichkeit wäre auch, für jede Abstimmung einzeln eine Mehrheit zu organisieren.
Wenn May keine Chance auf eine Regierung unter ihrer Führung sieht, geht sie zu Königin Elizabeth II. und reicht dort ihren Rücktritt ein. In diesem Fall dürfte die Queen Oppositionsführer Jeremy Corbyn auffordern, mit seiner Labour-Partei eine Regierungsbildung zu versuchen und ein Regierungsprogramm zu zimmern.
Die Queen mischt sich in all das übrigens nicht ein, sie ist politisch neutral. Egal, von wem es am Ende kommt: Das Regierungsprogramm liest die Königin als Staatsoberhaupt in der sogenannten Queen's Speech vor. Geplant ist das bisher für den 19. Juni. Es folgt eine rund fünf Tage dauernde Debatte darüber im Unterhaus. Dann wird abgestimmt - hierbei handelt es sich de facto um eine Vertrauenserklärung für die neue Regierung, also die Nagelprobe.
Sollte sie scheitern, hätte die Gegenseite das Recht auf den nächsten Versuch. Die Abstimmung gilt aber als reine Formsache, weil die Mehrheiten vorher feststehen sollten. Kann sich also niemand sicher sein, ein Regierungsprogramm durchs Parlament zu bekommen, dann müssen die Briten möglicherweise ein weiteres Mal wählen gehen.
Vielleicht müssen sie dann doch ein ohnehin schon vorhandenes, aber etwas schnödes Geschäftsmodell weiter ausbauen: Die Royals seien ja lediglich in den Wintermonaten und im Frühjahr, wenn das Haus für Besucher geschlossen ist, oft da, erzählt die nette ältere Dame an der Kasse. Die seien wirklich alle „absolut liebenswert“, versichert sie. „Ganz gleich, was man in der Presse liest.“ Den guten Ruf könnten die Royals ja nutzen, um weitere Gäste anzuziehen, das Schloss noch öffentlicher nutzen zu lassen. Eine andere Mitarbeiterin des Hauses, die Besucher im reich dekorierten Esszimmer des Anwesens empfängt, erinnert sich daran, dass es dafür ja bereits eine Blaupause gebe. Das Haus sei 1977, erzählt sie, auch deswegen für Besucher geöffnet worden, um dabei zu helfen, die immensen Unterhaltskosten zu bestreiten. Neben dem Tourismus generierten auch die Landwirtschaft, Verpachtungen und Mieten Einkommen. Auf sie kommt es künftig nun noch mehr an.