Auch bei BMW gibt man sich gelassen. Der deutsche Autobauer unterhält in Großbritannien vier Standorte mit rund 9000 Mitarbeitern. Mini und Rolls-Royce gehören heute zu dem Konzern. „Wir musste kürzlich die Produktion herunterfahren, aber das war, weil Halbleiter gefehlt haben“, erklärt Unternehmenssprecher Graham Biggs. BMW habe ein „flexibles Produktionssystem“, das ermögliche, auf eventuelle Engpässe aller Art schnell zu reagieren. „Und wir haben ein gutes Verhältnis zu unseren Zulieferern. Daran haben wir hart gearbeitet.“
Der Werkzeugmaschinenhersteller Heller aus Nürtingen berichtet dagegen von Schwierigkeiten, die sich aus dem Brexit und aus der weltweiten Rohstoffknappheit ergeben hätten. Das (ebenfalls schwäbische) Unternehmen unterhält bereits seit 1974 ein Werk in Redditch bei Birmingham. „Die aktuelle Situation rund um die generelle Rohstoffknappheit und die damit verbundenen Lieferschwierigkeiten ist ein globales Problem, von dem auch Heller betroffen ist“, sagt CEO Klaus Winkler. Aufgrund der steigenden Rohstoffpreise stiegen auch schon seit Wochen die Einkaufspreise.
Von dem Lkw-Fahrermangel sei man derzeit nicht betroffen, erklärt Winkler weiter, fügt dann aber hinzu: „Grundsätzlich ist der Brexit aber eine große Herausforderung.“ Das Unternehmen müsse sich mit den erschwerten Bedingungen seit Jahresbeginn arrangieren und „die Situation immer wieder neu bewerten, um die Wettbewerbsfähigkeit nicht zu gefährden.“
Den britischen Standort aufzugeben, plane man sicher nicht, versichert Winkler. Er würde sich dennoch „Erleichterungen im Warenverkehr sowie weniger Bürokratie seitens der englischen Behörden“ wünschen. „Damit der Zusatzaufwand wieder auf ein erträgliches Maß reduziert wird.“
Auch bei Sortimo denkt man allem Ärger zum Trotz nicht an die Aufgabe des Insel-Standorts. Immerhin hat das Unternehmen in Großbritannien in diesem Jahr bereits 5500 Fahrzeuge ausgebaut. Aber: 2019 waren es noch 7500. „Wir gehen immer noch davon aus, dass sich das irgendwann wieder normalisiert“, sagt Reinhold Braun. Wobei er unter „Normalisierung“ nicht eine Rückkehr zu Zeiten wie vor dem Brexit oder vor der Coronapandemie verstehe, fügt er dann hinzu. „Aber zumindest auf ein normales, planbares Level. Die Hoffnung stirbt zuletzt.“
Mehr zum Thema: Um die massiven Versorgungsprobleme im Land zu überwinden, greift die Regierung zu immer exotischeren Maßnahmen. Eine davon: eine Million Briefe an mutmaßliche Lkw-Fahrer. Ob die das Problem lösen werden, ist allerdings fraglich.