Haushaltsstreit Erbittertes Geschacher um die EU-Milliarden

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Woher kommt das Geld?

Mit 80 Milliarden Euro will die Europäische Union bis 2020 die Forschung fördern. Kritiker halten das für zu wenig. Quelle: dpa

Verhältnismäßig wenig Geld, nämlich 80 Milliarden Euro, will die EU-Kommission von 2014 bis 2020 für Forschung und Innovation locker machen. Dabei wäre es gerade hier wichtig, Europa fit für die Globalisierung zu machen. Schließlich sind insbesondere Länder in Südeuropa weit davon entfernt, eine zukunftsorientierte Wissensgesellschaft zu sein.

"Wir plädieren dafür, eher in den traditionellen Bereichen – also der Agrarpolitik und Regionalpolitik – zu sparen, aber nicht im Bereich der Forschung, Technologie und Infrastruktur", sagt auch Busch.

Widerstand gegen die Finanztransaktionssteuer

Genug Möglichkeiten, das Geld unter die Mitgliedsstaaten zu bringen, gibt es. Die Frage ist nur: Wie viel muss sein – und: Woher kommt das Geld? Die Europäische Union finanziert bislang ihren jährlichen Gesamthaushalt aus verschiedenen Quellen. Dazu gehören die Einnahmen aus Zöllen, Einkommensteuer der EU-Beamte und Bußgelder, vor allem aber Zahlungen der Mitgliedsstaaten auf Grundlage der Mehrwertsteuer-Einnahmen und des Bruttonationaleinkommens.

Wie sich die EU finanziert

Aufgrund der Komplexität – selbst der Europäische Rechnungshof nennt die Bemessungsrechnungen "schlicht nicht völlig nachprüfbar" – schlägt die EU-Kommission nun zwei Änderungen vor. In Zukunft soll ein Aufschlag auf die nationale Mehrwertsteuer der Mitgliedsstaaten erhoben werden und direkt an Brüssel gehen. Zudem soll die Finanztransaktionssteuer jährlich 57 Milliarden Euro in die Kasse spülen.

Kritiker halten das für unrealistisch. Der Oxforder Steuerprofessor Clemens Fuest etwa bezeichnete im Interview mit der WirtschaftsWoche die Zielsumme jenseits der 50-Milliarden-Marke als "politisches Wunschdenken". Fuest: "Das Aufkommen in der EU wäre deutlich geringer – zumal Großbritannien mit Sicherheit nicht mitmachen wird."

Wofür die EU Geld ausgeben will

Das bestätigt auch der britische Europaminister Lidington. "Diese Vorschläge sind Zeitverschwendung. Es gibt in dieser Frage keinen Deal." Ohne neue Einkommensquelle aber bleibt der Großteil der Verantwortung bei den Mitgliedsstaaten hängen.

Apropos Großbritannien: Deren Sonderregelung bei der EU-Finanzierung soll zur Diskussion gestellt werden.

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