Hedgefonds und der Brexit Kampf der Spekulanten

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"Geld wieder vom Tisch genommen"

Bei einigen der Brexit-Fans sieht das anders aus. Der prominente Hedgefonds-Manager Crispin Odey hatte Mitte Mai nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters bei 16 britischen Unternehmen größere so genannten Shortpositionen aufgebaut, mit denen man auf Kursverluste wetten kann. Paul Marshall gehört ebenfalls zu den prominenten EU-Gegnern aus dem Hedgefonds-Lager. Der von ihm mitgegründete Fonds Marshall Wace brachte es laut Reuters zumindest auf 15 Shortpositionen.

Eine der simpelsten und populärsten Wetten auf einen Brexit war es, auf einen schwächeren Wechselkurs des Pfunds zu setzen. An den Daten der US-Terminmarktaufsicht CFTC lässt sich dieser Trend deutlich ablesen. In der ersten Juniwoche verdoppelten sich die Shortpositionen auf das Pfund auf über 66 000 Kontrakte. „Kurz vor der Abstimmung haben allerdings viele Hedgefonds wieder Geld vom Tisch genommen“, heißt es bei einer großen Bank.

Zu groß sei die Angst vor extremen Kursausschlägen rund um das Brexit-Votum, zu frisch ist die Erinnerung an den Januar 2015 als die Schweizer Notenbank völlig überraschend die Deckelung des Franken-Kurses aufgab. Damals wurden Hedgefonds gleich reihenweise auf dem falschen Fuß erwischt, einige wie der 830 Millionen Dollar schwere Global Fund von Everest Capital mussten sogar schließen. „Damals reichte eine einzige schlechte Währungswette, um sehr viel Geld zu verlieren, jetzt sieht es wieder so aus als wären die Risiken größer als die Chancen“, warnt ein Hedgefonds-Manager. Große Banken warnen bereits davor, dass einige Finanzprodukte nicht richtig gehandelt werden könnten in den Stunden rund um die Auszählung des Referendums.

Interessant wird es für viele Spekulanten erst wieder, wenn die Abstimmungsergebnisse wirklich auf dem Tisch liegen. Ein Nein zur EU würde nach Meinung von Luke Ellis, vom weltgrößten börsennotierten Hedgefonds Man Group die Wahrscheinlichkeit für ein Auseinanderbrechen der EU „exponentiell“ steigern. Sollten sich die Briten am Donnerstag tatsächlich für einen Ausstieg entscheiden, dann seien vor allem die Zweit- und Drittrundeneffekte für die Investoren interessant.

Aber dafür müssten sich die Briten erst einmal aus der EU verabschieden und darauf mögen zwar einige EU-skeptische Hedgefonds-Manager setzen. Die übrigen britischen Wetter halten das dagegen für ziemlich unwahrscheinlich. Beim Wettbüro Betfair liegen die Quoten für ein Ja zu EU derzeit bei 77 Prozent.

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