Mein Film sagt: Habt keine Angst. Der Gott im Film hat Autorität, man muss gehorchen, und wenn man es nicht macht, dann wird man bestraft. Er stellt eine Art von männlicher Autorität dar. Die Tochter Gottes sagt dagegen, es gibt keine Gesetze und keine Strafen. Macht, worauf ihr Lust habt.
Das klingt wie ein Aufruf zur Anarchie. Ist das Absicht?
Ich versuche, Filme zu machen, die lauter Fragen stellen, aber keine Antworten geben. Filme, die eine Wahrnehmung des Lebens zeigen, aber keine Botschaft. Ich halte es für einen Fehler, Geschichten auf nur einen Aspekt zu reduzieren. Das gilt ja auch, wenn wir die Geschichte unseres Lebens erzählen. Wir sagen dann: Mein Leben ist so – und nicht anders. In Wirklichkeit wind wir nicht eine Person, sondern hunderttausende mit vielen Möglichkeiten. Ich wundere mich auch immer, wie Journalisten Filme kategorisieren, und „Das brandneue Testament zur Komödie“ erklären. Als ich mit meinem Ko-Autor das Drehbuch schrieb, hatten wir kein bestimmtes Genre vor Augen. Man zeugt ja auch keinen Ingenieur, sondern ein Baby, das dann vielleicht mal Ingenieur wird.
Finden Sie es einfacher, Ihre Art von Filmen in Belgien zu machen, weit weg von der Traumfabrik Hollywood oder auch der französischen Filmindustrie?
Wenn man in Belgien einen Film macht, weiß man nicht einmal, ob ihn jemand ansehen wird. Wir Belgier sind Außenseiter im Filmgeschäft, haben bei weitem nicht dieselben Mittel wie in Ländern mit Filmindustrie. Dafür haben wir mehr Freiheit.
Können Sie einen schrägeren Humor einsetzen, weil Sie keinen Erwartungen entsprechen müssen?
Ich wollte diesen Film unbedingt selbst produzieren, damit mir niemand verbietet, dass Gott im Film Bier trinkt und Zigaretten raucht.
Große Terroranschläge in Europa
Ein Lieferwagen rast auf der Flaniermeile "Las Ramblas" im Zentrum Barcelonas in eine Menschenmenge. Nach offiziellen Angaben soll es mindestens einen Toten und 32 Verletzte gegeben haben, Medien berichten von zwölf Toten. Die Polizei bestätigt, dass es sich um einen Terroranschlag handelt. Die Hintergründe der Tat sind zunächst unklar.
Auf der London Bridge überfahren drei Attentäter mehrere Fußgänger, dann greifen sie eine beliebte Markthalle an. Mindestens sechs Menschen kommen ums Leben, die Angreifer werden getötet.
Bei dem Selbstmordanschlag in Manchester auf Gäste eines Pop-Konzerts hatte Salman Abedi, ein Brite libyscher Abstammung, 22 Menschen ermordet. Außerdem wurden 116 Menschen zur Behandlung von Verletzungen in Krankenhäuser gebracht. Die Polizei geht davon aus, dass Abedi kein Einzeltäter war, sondern dass ein ganzes Terrornetzwerk hinter der Tat steckt.
Auf dem Pariser Boulevard Champs-Élysées schießt ein Islamist mit einem Sturmgewehr in einen Polizeiwagen. Ein Beamter wird getötet, zwei weitere Polizisten und eine deutsche Passantin werden verletzt. Die Polizei erschießt den Angreifer, die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamiert die Attacke für sich.
Ein gekaperter Lastwagen rast in einer Einkaufsstraße erst in Stockholm in eine Menschenmenge und dann in ein Kaufhaus. Fünf Menschen werden getötet, 15 verletzt. Noch am selben Tag nimmt die Polizei einen 39-jährigen Usbeken unter Terrorverdacht fest.
Ein Attentäter steuert ein Auto absichtlich in Fußgänger auf einer Brücke im Zentrum Londons und ersticht anschließend einen Polizisten. Von den Opfern auf der Brücke erliegen vier ihren Verletzungen. Sicherheitskräfte erschießen den Täter.
Auf dem Pariser Flughafen Orly verhindern Soldaten nur knapp einen möglichen Terroranschlag. Ein Mann will einer dort patrouillierenden Soldatin das Gewehr entreißen und wird von anderen Soldaten erschossen. Erst Anfang Februar war nahe dem Louvre-Museum ein Ägypter niedergeschossen worden, der sich mit Macheten auf eine Militärpatrouille gestürzt hatte.
Am Abend des 19. Dezember 2016 rast ein LKW in einen Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche. Das Attentat fordert 12 Tote und viele teils Schwerverletzte.
In Nordfrankreich ermorden zwei Angreifer einen katholischen Priester in einer Kirche und verletzen eine weitere Person schwer. Beide Attentäter werden von den Sicherheitskräften erschossen.
In Ansbach in Bayern sprengt sich ein 27-jähriger syrischer Flüchtling vor dem Eingang zu einem Musikfestival mit einer Rucksackbombe in die Luft. Der Attentäter stirbt. 15 Menschen werden verletzt. Auf dem Handy des Mannes findet die Polizei später ein Bekennervideo. Das IS-Sprachrohr Amak behauptet einen Tag später, der Attentäter sei „Soldat des Islamischen Staates“.
In einem Vorort von Würzburg greift ein 17-jähriger Flüchtling aus Afghanistan in einem Regionalzug Fahrgäste mit einer Axt an. Er verletzt mehrere Menschen teils schwer. Auf seiner Flucht wird er von der Polizei erschossen. Einen Tag später veröffentlichte das IS-Sprachrohr Amak im Internet ein Video des Attentäters. Darin spricht er davon, dass er im Auftrag des IS gehandelt habe und sich an Nicht-Muslimen rächen wollte, die seinen Glaubensbrüdern Leid angetan hätten.
In Nizza fährt ein schwer bewaffneter Franzose tunesischer Herkunft mit einem Lastwagen in die Menge, die den französischen Nationalfeiertag feiert. Er tötet 84 Menschen.
Am Flughafen Istanbul-Atatürk schoss am 28. Juni 2016 ein Attentäter in der Eingangshalle mit einem Sturmgewehr um sich, warf Handgranaten in die Menge und zündete einen Sprengsatz. Zeitgleich sprengte sich ein weiterer Attentäter in einem Parkhaus in die Luft. Ein dritter Täter zündete offenbar einen Bombe in U-Bahn-Nähe. Die türkische Regierung ordnet den Anschlag dem Islamischen Staat zu. Insgesamt kamen 44 Menschen ums Leben (darunter die drei Attentäter); 239 weitere wurden verletzt. (Stand: 29.06.2016, 14:30 Uhr)
Ein Franzose marokkanischer Herkunft ermordet in einem Pariser Vorort einen Polizisten und dessen Lebensgefährtin, die ebenfalls bei der Polizei arbeitet.
Am Morgen des 22. März 2016 sprengten sich zwei Terroristen am Flughafen Brüssel-Zaventem in die Luft sowie ein weiterer im U-Bahnhof Maalbeek/Maelbeek in der Brüsseler Innenstadt nahe der EU-Behörden. Nach offiziellen Angaben kamen 35 Menschen ums Leben, darunter drei der Attentäter. Mehr als 300 Personen wurden verletzt.
Zwei Attentäter brachten ihr gestohlenes Auto an der Bushaltestelle einer Metrostation im Stadtzentrum von Ankara zur Explosion – 38 Menschen kamen ums Leben, darunter waren auch die Attentäter. Mehr als 120 Menschen wurden verletzt. Zu dem Anschlag, der sich am 13. März 2016 ereignete, bekannte sich eine Splittergruppe der Terrororganisation PKK.
Ein IS-Attentäter sprengte sich am 12. Januar 2016 auf dem belebten Sultan-Ahmed-Platz in Istanbul in die Luft – und riss 12 Menschen mit in den Tod. Elf von ihnen gehörten einer deutschen Touristengruppe an. 13 weitere Personen wurden verletzt.
Extremisten mit Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat greifen die Konzerthalle Bataclan und andere Ziele in der französischen Hauptstadt Paris an. Dabei kommen 130 Menschen ums Leben. Ein Hauptverdächtiger im Zusammenhang mit den Angriffen ist der 26 Jahre alte Salah Abdeslam, der am 18. März 2016 in Brüssel festgenommen wird.
Ein 22-jähriger radikalislamischer Angreifer tötet den Filmemacher Finn Nørgaard und einen jüdischen Wachmann einer Synagoge in Kopenhagen. Bei einem Feuergefecht mit einer Spezialeinheit der Polizei wird er erschossen.
Drei Extremisten töten bei einer mehrere Tage dauernden Terrorwelle in Paris 17 Menschen, bevor sie selbst erschossen werden. Zunächst greifen zwei Brüder das Büro der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ an und erschießen zwölf Menschen. Für den den Angriff übernimmt Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel die Verantwortung. In den Tagen darauf tötet ein weiterer Extremist eine Polizistin und nimmt in einem koscheren Supermarkt Geiseln. Vier jüdische Kunden sterben.
Im Jüdischen Museum in Brüssel tötet ein Angreifer mit einer Kalaschnikow vier Menschen. Der mutmaßliche Täter ist ein ehemaliger französischer Kämpfer, der Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat in Syrien haben soll.
Zwei von Al-Kaida inspirierte Extremisten greifen auf einer Londoner Straße den britischen Soldaten Lee Rigby an und töten ihn mit Messern und einem Fleischerbeil.
Ein Bewaffneter, der nach eigenen Angaben Verbindungen zur Al-Kaida hat, tötet in der südfranzösischen Stadt Toulouse drei jüdische Schulkinder, einen Rabbi sowie drei Fallschirmjäger.
Der muslimfeindliche Extremist Anders Behring Breivik legt eine Bombe im Regierungsviertel der norwegischen Hauptstadt Oslo und greift anschließend ein Jugendlager auf der Insel Utøya an. 77 Menschen werden getötet, viele davon Teenager.
52 Pendler kommen ums Leben, als sich vier von Al-Kaida inspirierte Selbstmordattentäter in drei Zügen der Londoner U-Bahn und einem Bus in die Luft sprengen.
Bombenanschläge auf Züge zum Madrider Bahnhof Atocha töten 191 Menschen.
Ein Produzent hätte mir womöglich verboten, dass Gott flucht und seine Tochter schlägt. Ich wollte über den Final Cut entscheiden, weil ich wusste, dass wir an einem Tabu rühren. In Frankreich haben alle Fernsehsender abgewunken, weil sie Bedenken gegen das Thema hatten. Kein Film für Primetime, hieß es, das würde schockieren.
Aber die Lust an der Provokation gehört für Sie dazu?
Ich wollte nicht schockieren, ich wollte es aber auch nicht bewusst vermeiden, zu schockieren. Ich komme aus einem Milieu, das so gar nicht religiös ist. Interessanterweise hat mein Film in Belgien eine Diskussion über die Rolle der Frau in der Kirche ausgelöst.
Wie kommt der Film in anderen Ländern an?
Er hatte in Deutschland 450.000 Zuschauer, in Italien 250.000 und in Korea 200.000. In Italien gab es erst Vorbehalte, weil die Menschen dachten, es gehe um Gotteslästerung. Dann haben sie aber gemerkt, dass es um Macht in der Gesellschaft und der Familie ging. Im buddhistischen Korea kam der Film wegen der Rolle der Frau an. Dort dominiert der Mann traditionell, die Frau schweigt.
Was ist Ihr nächstes Projekt?
Ich fühle mich wie nach einer Ozeanüberfahrt im Ruderboot.
Ich möchte nicht gleich die nächste Reise antreten. Es gibt ja nur wenige, die so verrückt sind wie ich und gleichzeitig Drehbuch schreiben, Regie führen und produzieren. Karl Valentin hat ja so treffend gesagt: Kunst ist schön, aber macht viel Arbeit.
Stachelt das Ihren künstlerischen Ehrgeiz an, wenn Sie wissen, dass Ihnen mit fortschreitendem Alter weniger Jahre bleiben?
Nein, ich arbeite ja nicht an einer Filmographie. Ich merke jedoch, dass jeder Film Elemente des Vorgängers enthält. Und dabei wollte ich jedes Mal etwas völlig anderes machen.
Eines Ihrer Lieblingsthemen sind Außenseiter. Wieso?
Wir haben doch alle ein Handicap, wir sind alle seltsam. Niemand ist wie alle anderen.
Gibt es für Sie einen typisch belgischen Humor?
Wir Belgier machen uns über uns selbst lustig, bevor es ein anderer tut.