Italien Das Geschäft mit dem Strand

Seite 2/2

Freier Zugang gesetzlich festgeschrieben

Jetzt kommt auch noch eine Entscheidung des Gerichtshofs der Europäischen Union (EuGH) von Mitte Juli hinzu. Demnach ist die italienische Vergabepraxis für Strandbad-Konzessionen unrechtmäßig. Die Konzessionen wurden bisher einfach automatisch verlängert. „Eine solche von den italienischen Rechtsvorschriften vorgesehene Verlängerung verhindert eine neutrale und transparente Auswahl der Bewerber“, argumentierte der EuGH. Die Genehmigungen müssten regelmäßig ausgeschrieben werden - europaweit.

Wer am wenigsten Urlaub bekommt
Im Schnitt haben die Deutschen über alle Branchen und Positionen hinweg 27,4 Tage Urlaub im Jahr Quelle: dpa
Per Gesetz ist ein Mindesturlaubsanspruch von 20 Tagen geregelt. Quelle: dpa
25 Tage für Kellnerinnen, 26 Tage für Köche und Putzfrauen Quelle: dpa
24 bis 29 Tage - je nach Einkommen Quelle: dpa
26,5 Tage im Osten, 28 Tage im Süden Quelle: dpa
28 Tage für Metall- und Fahrzeugbauer Quelle: dpa
28,5 Tage für Ver- und Entsorger Quelle: dpa

Die Strandbadbetreiber sind sauer. Schließlich hätten sie gehörig investiert. „Wir lassen unsere Strände nicht globalisieren“, lautet die Parole. Am Ende übernähmen das ureigene italienische Geschäft Norweger, Franzosen oder gar Chinesen, die in Italien längst viele Läden betreiben und Fußballclubs und Reifenhersteller kaufen.

„Sollen uns Chinesen zeigen, wie man ein Strandbad betreibt? Das kann es nicht sein“, erbost sich Luigi. „Das ist italienische Tradition.“ Seinen Nachnamen will Luigi nicht nennen, er ist der Lebensgefährte der Betreiberin, die nicht zu sprechen ist.

Längst nicht zum ersten Mal gibt es Stress am Strand. Oft wurde im Strandbad auch derjenige abkassiert, der nur ans Meer wollte - ohne Sonnenschirm und Liege. Dabei ist der freie Zugang zum Wasser wenigstens auf einem schmalen Streifen gesetzlich festgeschrieben.

In Ostia kontrolliert die Polizei das inzwischen streng. Die Betreiber haben sich gefügt. Der Zugang zum Wasser sei ausdrücklich frei, ist auf Italienisch, Englisch und Deutsch an einem kürzlich zeitweise von den Behörden geschlossenen Strandbad zu lesen. Ein fünf Meter breiter Streifen zum Meer müsse frei gehalten werden.

Die Badegäste bekommen von all dem wenig mit. Ja, die Mafia sei aktiv, heißt es in Ostia. Aber, sagt Badegast Teresa della Vecchia, und so sehen es viele, die aus der Hauptstadt nach Ostia strömen: „Es war immer gut hier. Und es ist weiter gut.“

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%