Italien Nur auf den ersten Blick erfolgreich

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Hoffnungsträger Corrado Passera

Den ersten Erfolg kann Superminister Corrado Passera beim Autokonzern Fiat erlangen Quelle: ASSOCIATED PRESS

Sowohl von der Regierung Prodi als auch von Berlusconi war der Finanzfachmann in den vergangenen Jahren als Wunschkandidat für das Amt des Wirtschaftsministers hofiert worden. Vor drei Jahren, als der damalige Wirtschaftsminister Giulio Tremonti den italienischen Banken Staatshilfe in Form von Tremonti-Bonds anbot, lehnte Passera als Chef der zweitgrößten Bank Italiens, Intesa Sanpaolo, die Hilfe ab. Die Begründung lautete, die Bank wolle jeglichen staatlichen Einfluss auf ihre Geschäfte verhindern.

Die Karriere des in Como geborenen Passera zeigte seit je steil aufwärts. Sein Wirtschaftsstudium an der Mailänder Elite-Universität Bocconi schloss er mit der höchsten Bewertung „Summa cum laude“ ab. Nach dem Universitätsstudium ging er in die USA, wo er an der Wharton School in Pennsylvania seinen MBA machte. Ähnlich wie die meisten Mailänder Erfolgsmanager war er daraufhin einige Jahre bei McKinsey in Mailand tätig.

Aufmerksam wurde man auf Passera, als ihm bei der Poste Italiane ein Meisterstück gelang. Innerhalb von vier Jahren modernisierte er den verstaubten und hochdefizitären Staatskonzern und brachte ihn aus den roten Zahlen. Im Jahr 2002 wurde Passera Chef der Banca Intesa. Er leitete die Fusion mit der Turiner Großbank Sanpaolo ein. Und selbst im Krisenjahr 2011 schaffte es Passera, dass Intesa positive Quartalsergebnisse schrieb. Mit viel Geschick und Ausdauer ist es ihm gelungen, Banca Intesa nicht nur zu einer der bedeutendsten Banken Italiens zu machen, sondern auch als Kulturmäzen und Sanierer konkursreifer Firmen – wie etwa der Alitalia – dem Land wichtige Dienste zu erweisen.

Kampf um internationale Investoren und Gewerkschaften

Dem Supermanager obliegt es nun, eine effiziente Industriepolitik auf den Weg zu bringen und die leistungsschwache Infrastruktur zu modernisieren. Italiens Unternehmen hatten bislang weder auf die Unterstützung des Staates bei ihrer Exportstrategie noch auf Investitionsanreize hoffen können.

Einen kleinen Schritt in diese Richtung hat er bereits mit der kürzlich bekannt gegebenen Liberalisierung im Handelsbereich und bei Apotheken gemacht. Die Geschäfte können künftig selbst über die Ladenöffnungszeiten bestimmen, und eine Reihe von Arzneimitteln darf neuerdings auch in Supermärkten verkauft werden. Auch wurden steuerliche Erleichterungen für jene Unternehmen angekündigt, die ihre Gewinne in eigene Betriebe investieren und junge Arbeitnehmer beschäftigen. Darüber hinaus hat er trotz des neuen Sparpakets bereits mehrere Milliarden Euro für Infrastrukturen bereitgestellt. Weitere wachstums- und wettbewerbsfördernde Maßnahmen hat er für die kommenden Wochen angekündigt.

Sollte es Passera gelingen, Italiens Wirtschaft vorzeitig aus der Rezession zu holen, dann sind auch die Chancen für einen Schuldenabbau günstig. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Gewerkschaften stillhalten und die internationalen Investoren ihr Vertrauen in Italien zurückgewinnen und investieren. Einen ersten Erfolg kann der Minister bereits verbuchen: Er hat einen Bruch zwischen Fiat und den Gewerkschaften verhindert, indem er den Turiner Autokonzern bei der Stilllegung des Werkes von Termini Imerese auf Sizilien davon überzeugte, für 640 freigesetzte Arbeitnehmer Übergangszahlungen bis zu ihrem Renteneintritt zu bezahlen. Zwei Jahre lang waren die Verhandlungen blockiert gewesen, in wenigen Tagen gelang es dem Superminister, eine Einigung zu erzielen.

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