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Italien Mario Monti hat keinen Kredit mehr

Die Reformpolitik Mario Montis erfordert Geduld. Doch Geduld hat die enttäuschte Mehrheit der Italiener nach Jahrzehnten des Stillstands nicht mehr. Montis Ende naht.

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Im Wahlkampf wirkt Mario Monti im Gegensatz zu seinen Konkurrenten unbeholfen Quelle: REUTERS

So sieht es also bei Montis zuhause aus. Die Ming-Vase und ein Silberkörbchen zieren den Biedermeiertisch, auf dem sie stehen. Edle Polstermöbel bestimmen den Raum, an der Wand prangt ein Ölgemälde. Die Oma liebkost im Lehnstuhl ihr Enkelkind. Und am Boden spielt der Opa konzentriert und hingebungsvoll mit den blonden Nachkommen Ritterburg. Nur sein hellblaues Business-Hemd verrät, dass die Szene arrangiert und eine Ausnahmesituation im Alltag des italienischen Ministerpräsidenten ist.

Mario Monti betrat als Chef einer Regierung von Technokraten im November 2011 die politische Szene Italiens. Damals hätte er es wohl nicht für möglich gehalten, dass es einmal soweit mit ihm kommen würde. In diesem Wahlkampfspot können die Italiener nun sogar das Familienleben der Montis aus nächster Nähe verfolgen. Der erbitterte politische Wettbewerb hat auch den stets sehr reserviert und seriös auftretenden Ministerpräsidenten zu Kompromissen gezwungen.

Monti fordert Entlastung Italiens als EU-Beitragszahler

Schwerer Wahlkampf-Start

Monti hat kein Talent zum Wahlkämpfer wie etwa Silvio Berlusconi. Er tat sich vor allem zu Beginn des Wahlkampfs schwer mit den Attacken auf die Gegner und mit der Werbung in eigener Sache. Monti, der das Lob der anderen gewohnt ist, wirkte steif und unbeholfen. Nun, wo die Parlamentswahlen kurz bevor stehen, macht der "Professore" einen beinahe routinierten Eindruck, wenn er die Konkurrenten als „Schlamper“ oder „Rattenfänger“ bezeichnet. Er ist jetzt einer unter vielen.

Vielleicht ist Mario Monti auch erleichtert, dass es bald vorbei ist. Zwei Wochen vor der Wahl kam seine Sammelliste „Scelta civica“ (Bürgerwahl) in Umfragen auf 14 Prozent der Stimmen. Monti behauptet, auch zehn Prozent wären ein Erfolg. Wenn das Wahlergebnis am 26. Februar feststeht, könnten es sogar weniger sein, schätzen Beobachter. Auch für diejenigen, die Monti zu einer erneuten Kandidatur drängten, wie etwa Angela Merkel oder andere EU-Spitzenpolitiker, wäre das ein enttäuschendes Ergebnis.

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