
Der frühere italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi will bei der Parlamentswahl im Frühjahr 2013 nun doch nicht noch einmal ins Rennen gehen. Nach langen Überlegungen teilte der 76-Jährige am Mittwochabend auf der Website seiner Partei PdL (Volk der Freiheit) offiziell mit, dass er nicht als Kandidat zur Verfügung stehe. Nach 18 Jahren in der Politik tritt der Mailänder Medienunternehmer, Milliardär und dreimalige Ministerpräsident damit in die zweite Reihe zurück. Im Sommer hatte Berlusconi noch erwogen, erneut zu kandidieren, um seiner Mitte-Rechts-Partei aus einem massiven Umfragetief zu helfen.
Berlusconi verabschiedete sich mit dem gewohnten Pathos von der großen politischen Bühne. „Aus Liebe für Italien kann man verrückte Dinge tun“, beginnt Berlusconi seine Erklärung. Vor 18 Jahren habe er das Feld betreten, nun trete er einen Schritt zurück. In seiner beliebten Fußballsprache erklärt er, nun müssen die Jungen „spielen und Tore schießen“. Er bleibe beratend an der Seite. Über den Spitzenkandidaten soll in einer Vorwahl entschieden werden, Berlusconi schlägt als Termin den 16. Dezember vor.





Berlusconis Lob geht an Monti
Die junge Generation um Parteichef Alfano müsse nun „das Wunder von 1994“ wiederholen und das Land vor den rückwärtsgewandten Linken schützen – ein Wunder werden sie in der Tat brauchen, angesichts der Umfragewerte, Korruptions- und Mafiaskandale.
Während er den lange als politischen Nachfolger aufgebauten Alfano nur einmal am Rande erwähnt, widmet er Monti einen großen Teil der Erklärung. Dabei lobt Berlusconi den Wirtschaftsprofessor Monti auffällig. Er hätte getan, was er könne und das sei in der derzeitigen Lage viel, um sich gegen die „neokolonialen Bestrebungen in manchen europäischen Kreisen“ zu wehren – ein deutlicher Seitenhieb auch auf Angela Merkel. Laut einem Bericht des „Corriere della Sera“ hat Berlusconi Monti zudem gebeten, das Lager der Konservativen anzuführen.
Monti war nach Berlusconis Rücktritt im November 2011 von Staatspräsident Giorgio Napolitano in das Amt berufen worden und hat mit einer Reihe von Spar- und Steuergesetzen europäisches Vertrauen in Italien zurückgewonnen. Im April 2013 wählt Italien ein neues Parlament.