IWF-Frühjahrstagung Club der Inflationisten

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Die maßlose Selbstüberschätzung der Notenbanker

Allerdings ist fraglich, ob die Zentralbanker überhaupt in der Lage sind, Preisblasen zu erkennen und rechtzeitig die richtigen Instrumente in der richtigen Dosierung einzusetzen. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass sinnvolle Investitionsprojekte an der Kreditregulierung scheitern. Letztlich droht die makroprudenzielle Regulierung aus dem gleichen Grund zu scheitern wie die antizyklische Wirtschaftspolitik in den Siebzigerjahren: der maßlosen Selbstüberschätzung steuerungs- und regulierungswütiger Finanzminister und Notenbanker. 

Auch im Hinblick auf die Fiskalpolitik atmen die wirtschaftspolitischen Empfehlungen des IWF den Geist des Keynesianismus. Aus Sorge, die expansive Geldpolitik allein werde nicht reichen, um die Wirtschaft der Eurozone wieder auf Trab zu bringen, forderte David Lipton, der Vize-Chef des IWF, die Regierungen sollten mehr Geld in die Infrastruktur investieren.

Damit stieß er in das gleiche Horn wie der Harvard-Ökonom Larry Summers, der seit geraumer Zeit argumentiert, die Regierungen sollten sich zu den aktuell niedrigen Zinsen verschulden und mit den Krediten Investitionen in die Infrastruktur finanzieren. Das kurbele die Wirtschaft an und verhindere eine angeblich drohende säkulare Stagnation.

Teure Refinanzierung der Billig-Kredite

Bei genauem Hinsehen kann die Argumentation von Lipton/Summers jedoch nicht überzeugen. Wie sollen private Investitionen in Gang kommen, wenn der Staat ihnen mit seinen Investitionen die realen Ressourcen streitig macht? Verdrängt der Staat private Investitionen, droht der Weg in die Staatswirtschaft.

Die wichtigsten Begriffe in der Kapitalismus-Debatte

Dazu kommt, dass die Refinanzierung der Billig-Kredite den Staat in Zukunft teuer zu stehen kommen könnte, wenn die Zinsen steigen. Problematisch ist zudem, dass der IWF mit seinem Plädoyer für kreditfinanzierte staatliche Investitionen Wasser auf die Mühlen derjenigen Regierungen in Europa leitet, die ohnehin nichts vom Sparen halten und den Stabilitätspakt weiter aufweichen wollen.

Der staatswirtschaftliche Geist des Keynesianismus zeigt sich auch in der neurotischen Angst der Notenbanker vor der Deflation. Auf die Frage, warum die Notenbanken ein Inflationsziel von zwei Prozent anstreben, antwortete Stanley Fischer, der stellvertretende Vorsitzende der US-Notenbank Fed, dass das Zwei-Prozent-Ziel in den Siebzigerjahren entstanden sei, als man hoffte, durch Inflation die Arbeitslosigkeit senken zu können.

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