
Nach außen hin gibt sich der IWF versöhnlich. Griechenland habe "außerordentliche" Fortschritte bei der wirtschaftlichen Stabilisierung gemacht, bescheinigen die Washingtoner dem Krisenland in ihrem neuesten Bericht. Trotz verfehlter Ziele bei Privatisierung und Stellenabbau sei das Land weiterhin auf Kurs, die Rezession im kommenden Jahr hinter sich zu lassen.





Intern aber ist dieser Text höchst umstritten. Die Reform- und Sparanstrengungen der griechischen Regierung werden insbesondere in Südamerika deutlich kritischer gesehen. Eine Gruppe von Schwellen- und Entwicklungsländern macht Front gegen weitere Hilfskredite. Die von Brasilien repräsentierte Ländergruppe verweigerte der jüngsten Freigabe neuer IWF-Kredite an das südeuropäische Euro-Land die Rückendeckung, wie Brasiliens Exekutivdirektor beim Fonds, Paulo Nogueira Batista, am Mittwoch mitteilte. Unterdessen forderte der IWF die Europäer auf, sich auf weitere Hilfen zum Abbau des riesigen Schuldenbergs Griechenlands einzustellen. Wenn die Investoren das Vertrauen verlören, dass Griechenland mit Hilfe seiner Partner seine immense Schuldenlast tragen kann, müssten die Euro-Länder gegebenenfalls Abhilfe schaffen.
Im Rahmen zweiter Hilfsprogramme wurde und wird Griechenland seit 2010 von seinen europäischen Partnern und dem IWF mit insgesamt fast 240 Milliarden Euro unter die Arme gegriffen. Der Großteil dieser Summe wurde bereits ausgezahlt. Erst am Mittwoch floss eine weitere Kredittranche aus dem Euro-Schutzschirm EFSF an das Land. Auch der IWF gab eine Tranche von 1,72 Milliarden Euro an die Regierung in Athen frei. Damit hat der Internationale Währungsfonds, dem 188 Länder angehören, bislang 28,4 Milliarden Euro zur Stabilisierung des von der Pleite bedrohten Landes gezahlt.
Die von Brasilien geführte Gruppe von elf Ländern aus Lateinamerika und der Karibik im Exekutivdirektorium des Fonds enthielt sich bei der Abstimmung über die Freigabe weiterer Mittel der Stimme. "Die jüngsten Entwicklungen in Griechenland bestätigen einige von unseren schlimmsten Befürchtungen", sagte Brasiliens Vertreter Batista. Die Umsetzung der Reformprogramme sei in fast allen Bereichen unbefriedigend. Die Erwartungen zur Wachstums- und Schuldenentwicklung seien weiterhin durch übertriebenen Optimismus gekennzeichnet. Diese Kritik wird als Ausdruck wachsender Verärgerung auf Seiten der Schwellenländer über die Rolle des IWF in der Euro-Schuldenkrise gesehen.