Jahrestag der Pariser Terroranschläge Frankreich gedenkt der Opfer

Die Anschläge von Paris haben Frankreich erschüttert. Mit nüchternen Zeremonien erinnert das Land an die Terrornacht vom 13. November. Und der schwer getroffene Konzertsaal „Bataclan“ wagt den Neuanfang.

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An jedem Tatort gab es eine Schweigeminute, aber keine Reden von Staatschef François Hollande. Quelle: dpa

Ein Jahr nach der Terrornacht von Paris hat Frankreich an die 130 Todesopfer der Anschläge erinnert. Präsident François Hollande enthüllte am Sonntag Gedenktafeln mit den Namen der Getöteten am Konzertsaal „Bataclan“, dem Stade de France und den betroffenen Pariser Bars.

Im Konzertsaal „Bataclan“ war am Vorabend erstmals seit den Anschlägen wieder Musik gespielt worden: Mit einem Konzert des britischen Musikers Sting feierte der traditionsreiche Veranstaltungsraum einen symbolträchtigen Neuanfang.

Die offiziellen Gedenkfeiern wurden in Absprache mit Opferverbänden nüchtern gehalten. An jedem Tatort gab es eine Schweigeminute, aber keine Reden von Staatschef Hollande oder anderen Verantwortlichen. Der Sohn eines Opfers hielt am Stadion ein Plädoyer für Toleranz und gegen Stigmatisierung. Er rief dazu auf, sich der Furcht nicht zu beugen: Angesichts der Angst „müssen wir alle weiter in aller Freiheit voranschreiten“, sagte er. „Im Bewusstsein der Risiken, ohne jemals denen nachzugeben, die uns terrorisieren wollen.“

Die Attacke dreier Terrorkommandos der Organisation Islamischer Staat (IS) hatte Frankreich schwer erschüttert. Das Land war seit Anfang 2015 mehrfach Ziel islamistischer Anschläge.

Große Terroranschläge in Europa

Premierminister Manuel Valls warnte vor der Gefahr neuer Anschläge. In einem BBC-Interview sagte er, dass der nach den Anschlägen vom 13. November 2015 verhängte Ausnahmezustand sicherlich nochmals verlängert werde. „Wir müssen auch unsere Demokratie beschützen“, meinte Valls mit Blick auf die Präsidentschaftswahl im April. Bislang gelten die umstrittenen Sonderrechte für die Behörden bis Ende Januar 2017.

Die Wiedereröffnung des „Bataclan“ war auch ein Symbol: „Diese Rückkehr des Lebens ins „Bataclan“ ist der Sieg der Jugend und der humanistischen Ideale über Terror und Spaltung“, erklärte Kulturministerin Audrey Azoulay. Zu dem Sting-Konzert kamen auch Angehörige von Opfern des Anschlags. Der Brite begann seinen Auftritt mit einer Schweigeminute und versprach: „Wir werden sie nicht vergessen.“ „Wir haben heute zwei wichtige Aufgaben zu vereinbaren“, betonte der Sänger: An die Opfer zu erinnern und zugleich das Leben und die Musik zu feiern.

Das „Bataclan“ war in den vergangenen Monaten komplett renoviert worden, um alle Spuren des Massakers zu beseitigen. Die Terroristen hatten damals während eines Konzerts der US-Rockband Eagles of Death Metal den Saal gestürmt und 90 Menschen ermordet.

Nach Angaben des „Bataclan“-Managements wurde zwei Mitgliedern der Band nun der Zutritt verweigert, darunter Frontsänger Jesse Hughes. „Sie sind gekommen, ich habe sie rausgeschmissen. Es gibt Dinge, die man nicht vergibt“, sagte „Bataclan“-Manager Jules Frutos der französischen Nachrichtenagentur AFP. Hughes hatte im März in einem Interview mit einem amerikanischen TV-Sender einen Verdacht gegen Sicherheitsleute des „Bataclan“ geäußert - dies hatte beim Team des Konzertsaals für Empörung gesorgt. Der Manager der Band wies diese Darstellung jedoch gegenüber dem US-Magazin „Billboard“ zurück: Hughes habe nie versucht, ins „Bataclan“ zu kommen.

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