
Nackenschläge hat es für Jens Weidmann in den vergangenen Wochen zuhauf gegeben. Mit seinem Widerspruch gegen den Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB hat sich der Bundesbankchef im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) komplett isoliert. Als EZB-Chef Mario Draghi in der jüngsten Pressekonferenz darauf hinwies, dass es einen Abweichler im Zentralbankrat gegen den Kaufbeschluss gegeben habe, schob er voller Häme nach: „Sie dürfen raten, wer das ist“.





Die süffisante Bemerkung zeigt, wie einsam es um Jens Weidmann in der EZB geworden ist. Statt die Bundesbank zu fürchten, nimmt Draghi ihren obersten Vertreter nicht mehr ernst. Längst haben die Südländer die EZB gekapert, die einst nach dem Vorbild der Bundesbank als unabhängige und auf die Preisstabilität verpflichtete Notenbank konstruiert und der skeptischen deutschen Öffentlichkeit als quasi Euro-Bundesbank präsentiert wurde.
Um die Krisenländer des Südens in der Euro-Zone zu halten, hat die EZB alle Grundsätze einer stabilitätsorientierten Geldpolitik über Bord geworfen und sich angeschickt, durch den Ankauf von Staatsanleihen unlimitiert Geld zu drucken.
Dass ausgerechnet Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble den Kurs Draghis stützt und Weidmann in den Rücken fällt, ist ein weiterer Schlag ins Kontor der Bundesbank.





In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung kritisierte Schäuble Weidmanns Widerstand gegen Draghis Ankaufpläne und warf ihm vor, das Vertrauen in den Euro zu untergraben. Auch von Bundeskanzlerin Angela Merkel erhält Weidmann nicht die Unterstützung, die er benötigt, um den Kampf gegen die Gelddrucker in der EZB politisch zu gewinnen.
Daher kann es nicht verwundern, dass immer wieder Gerüchte über einen Rücktritt Weidmanns kursieren. Doch für Deutschland wäre das fatal. Die Bundesregierung würde nicht zögern, einen willfährigen Hobbyökonomen auf den Chefposten der Bundesbank zu installieren, der sich darin gefällt, den Unsinn nachzuplappern, den ihm Draghi und Schäuble vorkauen.