Die neue WiWo App Jetzt kostenlos testen
Download Download

Jeroen Dijsselbloem Holländer soll den Euro retten

Jeroen Dijsselbloem ist am Montag zum Chef der Euro-Gruppe ernannt worden. Wie glaubwürdig ist ein Finanzminister, der kaum Erfahrung hat und dessen Land die Maastricht-Kriterien auch 2013 verfehlen wird?

  • Artikel teilen per:
  • Artikel teilen per:
Was Sie über die Niederlande wissen sollten
Reiche KönigsfamilieDie ehemalige Königin Beatrix (Mitte), die am 30. April 2013 zugunsten ihres Sohnes Willem-Alexander (Rechts) abdankte, gilt als eine der reichsten Niederländerinnen. Es wird immer wieder behauptet, dass sie ein großes Aktienpaket an dem Konzern britisch-niederländische Öl-Konzern Royal Dutch Shell hält. Offizielle Angaben über die Vermögenswerte der Königsfamilie gibt es nicht. Quelle: dpa
Bier der niederländischen Bavaria Brauerei Quelle: dpa
Wilhelm I von Oranje Quelle: Gemeinfrei
Niederes LandUngefähr die Hälfte des Landes liegt weniger als einen Meter über dem Meeresspiegel, rund ein Viertel sogar unterhalb. Der höchste Berg des Landes ist der 862 Meter hohe Mount Scenery auf der zu den Niederlanden gehörenden Karibikinsel Saba. Auf dem Festland ist es der 323 m hohe Vaalserberg in Limburg.
Große MenschenSo nieder das Land, so hoch seine Menschen. Die Niederländer sind weltweit das Volk mit den durchschnittlich größten Menschen der Welt:  1,83 m (Männer) und 1,72 m (Frauen).
Kneipenstraße Stratumseind in Eindhoven Quelle: GNU
Witte Huis in Rotterdam Quelle: dpa

Das Anforderungsprofil ist überschaubar: Der Vorsitzende der Euro-Gruppe müsse aus einem Land mit Triple-A-Rating kommen, findet Österreichs Finanzministerin Maria Fekter. Und er müsse gut zuhören können, sagt der bisherige "Mr. Euro" Jean-Claude Juncker. Beide Eigenschaften erfüllt der niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem. Trotz Reformstau und wachsender Verschuldung sind die Niederlande laut Ratingagenturen noch uneingeschränkt kreditwürdig. Bekannt sei auch, so Juncker, dass Politiker aus kleineren Staaten die „größeren Ohren“ hätten. Folglich läuft alles auf den 46-jährigen Sozialdemokraten aus Eindhoven hinaus. Bereits am Montag, beim Treffen der Euro-Finanzminister, soll Vollzug vermeldet werden. "Ich werde mit meinem Nachfolger wahrscheinlich in einer Benelux-Sprache darüber sprechen, was er meiner Meinung nach tun sollte", sagt Juncker.

Ernst, tüchtig und etwas spießig

Dijsselbloem ist studierter Agrarökonom, der lange im Bildungsministerium arbeitete und erst seit November 2012 Finanzminister ist. Er gilt als zurückhaltend, tüchtig, ernst – und etwas spießig. 2007 nannte er Musiksender wie MTV frauenfeindlich und sexistisch. Als Parteifreunde ihn rieten, bei TV-Interviews nicht immer so grimmig zu gucken, erwiderte er: „Wenn ich über ein ernstes Thema rede, gucke ich auch ernst.“

Das ist Jeroen Dijsselbloem

Als Chef der Euro-Gruppe muss er sich öffnen. Der zweifache Familienvater wird nicht nur die Spitzentreffen der Finanzminister koordinieren und inhaltlich vorbereiten, sondern auch zwischen den Mitgliedsländern vermitteln müssen. Sparbefürworter und Spargegner stehen sich seit Monaten gegenüber. Kann ausgerecht Dijsselbloem mit seiner Unerfahrenheit in politischen Spitzenämtern hier helfen?

„Es kann durchaus von Vorteil sein, frisch und unverbraucht an diese Aufgabe heranzugehen“, sagt Axel Gerberding, Geschäftsführer der Deutsch-Niederländischen Handelskammer in Den Haag. "In den Niederlanden traut man ihm viel zu. Nun muss er zeigen, was er kann." Daheim sorge man sich nicht um die fehlende Erfahrung, fürchtet aber, dass die Doppelbelastung aus Euro-Gruppenchef und niederländischem Finanzminister zu Lasten der Niederlande geht, berichtet Gerberding. Denn Dijsselbloem wird in Den Haag gebraucht, wo er dringend die Haushaltsprobleme in den Griff bekommen muss.

Der Sozialdemokrat gibt sich zwar als Sparfuchs und Verfechter des Sparprogramms, das im Winter beschlossen wurde und Einsparungen von 16 Milliarden Euro in den nächsten vier Jahren vorsieht. Allerdings bleiben die Niederlande dennoch weiter tief im Minus – und weit entfernt von einer Vorbildfunktion.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%