Kandidatur offiziell Manfred Weber will EU-Kommissionschef werden

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Kanzlerin Merkel begrüßt die Bewerbung Manfred Webers

Ob gerade der leise Mann aus Niederbayern die Leidenschaft für Europa neu entzündet, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Finnland, Estland, Polen, Portugal? Ist Weber bekannt genug? Spricht er genug Sprachen? Anders als frühere Kommissionspräsidenten war er nicht Regierungschef, ja noch nicht einmal Minister oder Lenker eines auch nur annähernd ähnlich riesigen Apparats. Die Kommission hat 32.000 Mitarbeiter.

Als Deutscher kämpft er zudem im übrigen Europa mit dem Vorurteil, die große Wirtschaftsmacht in der EU-Mitte wolle die Gemeinschaft dominieren. Die Prediger der Sparsamkeit aus Berlin kamen in der Krise in Griechenland oder auch in Italien nicht gut an.

Als Kommissionspräsident müsste Weber den deutschen Hut denn auch bald absetzen und wirklich ein übergeordneter Mr. Europa werden, so wie es auch Juncker versucht hat. Geübt hat Weber das in Brüssel schon eine ganze Weile. Seine Fraktion, sagt Weber, sei ja fast wie ein Kleineuropa.

Seit Jahrzehnten mimt Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker den ganz großen Superstaatsmann. Doch mit seiner Selbstgerechtigkeit schadet er dem europäischen Projekt.
von Silke Wettach

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) begrüßt die Bewerbung des CSU-Politikers Manfred Weber als Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei (EVP) bei der Europawahl 2019. „Ich unterstütze die Kandidatur von Manfred Weber“, sagte sie am Mittwoch in Berlin. Merkel verwies darauf, dass noch abzuwarten sei, ob sich in der EVP mögliche weitere Kandidaten meldeten. Wer Spitzenkandidat der EVP sei, könne im Prinzip auch EU-Kommissionspräsident werden. Dies sei beim Amtsinhaber Jean-Claude Juncker auch so gewesen. Es seien viele Schritte bis dahin, der allererste sei nun getan.

Auch CSU-Chef Horst Seehofer begrüßt die Ambitionen seines Parteifreunds Manfred Weber. "Die Kandidatur Manfred Webers ist für uns eine große Chance, europäische Politik noch stärker prägen zu können", erklärte der Bundesinnenminister am Mittwoch nach einer Telefonkonferenz des CSU-Präsidiums. Weber unterstreiche damit den Anspruch der CSU als bayerische Partei mit bundesweitem Anspruch und europäischer Verantwortung. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte, Weber leiste seinen Beitrag dazu, in der Flüchtlingspolitik eine Balance zwischen Ordnung und Humanität zu finden. Im Asylstreit zwischen Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Frühsommer hatte Weber eine mäßigende Rolle gespielt. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt geht davon aus, dass Weber in Migrationsfragen den Kurs seiner Landesgruppe halten würde.

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