Millionenspenden, sprudelnde Miet-Einnahmen und Verkaufs-Erlöse auf Rekordniveau: Der Vatikan konnte sich in der jüngeren Vergangenheit nie über fehlende Einnahmen beschweren. Dennoch verbuchte die katholische Kirche Ende 2009 ein Haushalts-Minus von acht Millionen Euro.
Papst Benedikt XVI. reagierte – und tauschte den Generalsekretär der wirtschaftlichen Verwaltung des Vatikans aus. Carlo Mario Vigano, ein gründlicher, nahezu pingeliger Bischof, wurde zum neuen Kassenhüter. Der heute 71-Jährige wühlte sich durch Bücher und Listen, studierte Einnahme und Ausgaben und stieß auf brisante Details.
So hatte der Vatikan die Verwaltung des Staatsgeldes einem Kreis illustrer italienischer Banker überlassen. Sie transferierten bis zu 300 Millionen Euro im Jahr, oft zu ungunsten des Papstes. „Sie handelten mehr im eigenen Interesse als in unserem“, sagte Vigano gegenüber dem Autor und Bestseller-Autor Gianluigi Nuzzi, der den Bischof für eine TV-Dokumentation begleitete. „Wir erlitten Verluste in Höhe von mehr als 50, teils 60 Prozent, auch wegen Unerfahrenheit.“ Mit einer einzigen Operation hätten die Banken dem Vatikan einen Verlust in Höhe von 2,5 Millionen Dollar zugefügt.
„Ganze Galaxie an finanzieller Aktivität“
Vigano löst die alten Verbindungen auf, kontrolliert und drückt die Ausgaben. Zwölf Monate nach seinem Amtsantritt ist der Haushalt saniert. Aus den roten sind schwarze Zahlen geworden, der Vatikan verbucht ein Überschuss von mehr als 34 Millionen Euro.
Zu dem Ergebnis beigetragen haben zu einem beachtlichen Teil, wie in jedem Jahr, die Beiträge, die von den Bischofskonferenzen der ganzen Welt für den Unterhalt der Kurie nach Rom geschickt werden. Diese Summe liegt relativ konstant bei rund 90 Millionen Euro pro Jahr. Doch der Vatikan steht längst auf mehreren Standbeinen.
Der italienische Journalist Nuzzi schreibt in seinem Enthüllungsbuch „Die Vatikan AG“ von einer „ganzen Galaxie finanzieller und unternehmerischer Aktivitäten“. Demnach verdient der Heilige Stuhl sein Geld in vielen Branchen: im Gesundheitswesen wie im Tourismus, mit Bankgeschäften und Immobilien.