May zum Brexit „Wir müssen jetzt alle die Nerven behalten“

Die britische Premierministerin Theresa May hat die Abgeordneten dazu aufgerufen, im Streit um den Brexit-Kurs mit der EU Ruhe zu bewahren und ihr mehr Zeit zu geben. Quelle: REUTERS

Schlagabtausch im britischen Parlament zwischen Premierministerin May und Oppositionschef Jeremy Corbyn. Der Alt-Linke wirft May vor, auf Zeit zu spielen, um das Parlament zu erpressen.

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Die britische Premierministerin Theresa May hat die Abgeordneten im Parlament in London aufgerufen, im Brexit-Streit Ruhe zu bewahren. „Die Gespräche befinden sich in einer entscheidenden Phase“, sagte sie am Dienstag über den Stand der Verhandlungen mit der EU. „Wir müssen jetzt alle die Nerven behalten, um die Änderungen, die dieses Haus gefordert hat, zu bekommen und den Brexit pünktlich zu vollziehen.“ Sie brauche noch mehr Zeit und Unterstützung für Änderungen am Brexit-Abkommen. Erneut erteilte sie dem Vorschlag des Oppositionsführers Jeremy Corbyn für eine dauerhafte Zollunion mit der EU eine Absage.

An diesem Donnerstag ist eine weitere Abstimmungsrunde über die nächsten Schritte im Brexit-Prozess vorgesehen. Allerdings ist noch kein neues Datum für eine Abstimmung über das Mitte Januar mit überwältigender Mehrheit abgelehnte Abkommen in Sicht. Schon in etwa sechs Wochen will Großbritannien sich von der Europäischen Union loslösen. Corbyn warf May vor, auf Zeit zu spielen und so die Abgeordneten zur Unterstützung ihres Brexit-Deals zu zwingen.

Sollte das Parlament May am Donnerstag mehr Zeit gewähren, wäre das bereits die zweite Verlängerung seit der Niederlage für den Brexit-Deal. Bisher lehnt die Europäische Union jegliche Änderung am Abkommen zum EU-Austritt kategorisch ab.

Zwischen Norwegen und EU-Mitglied Schweden gibt es eine „harte“ Grenze. Die Erfahrungen von dort könnten ein Vorbild für die Grenze zwischen Irland und Nordirland nach dem Brexit sein. Und die Probleme eine Warnung.

Im langwierigen Streit über den EU-Austritt haben sich die Abgeordneten eine Art Veto-Recht für das Abkommen mit Brüssel gesichert. Die Regierung kann dieses nur unterzeichnen, wenn zuvor das Parlament zugestimmt hat. Die Abstimmung wird daher als „meaningful vote“ bezeichnet, als „bedeutungsvolles Votum“.

Forderungen, sich auf ein Datum dafür festzulegen, wies May zurück. „Sobald wir den Fortschritt erreicht haben, den wir brauchen, werden wir eine weitere bedeutungsvolle Abstimmung abhalten“, sagte May im Parlament. Sollte es nicht bis Ende Februar soweit sein, versprach die Regierungschefin eine dritte Abstimmungsrunde am 27. Februar. Tags zuvor werde sie eine weitere Erklärung abgeben, so May.

Oppositionschef Corbyn wollte sich damit nicht zufrieden geben. „Wir müssen einen ungeregelten Brexit ausschließen“, forderte der Labour-Chef. „Die Premierministerin hat nur eine echte Taktik, das ist Zeit zu schinden in der Hoffnung, dass die Abgeordneten sich dazu erpressen lassen, für einen zutiefst mangelhaften Deal zu stimmen“, kritisierte der Alt-Linke, der auf Neuwahlen setzt.

Beobachter halten es inzwischen für wahrscheinlich, dass eine zweite Abstimmung über das Brexit-Abkommen erst nach dem nächsten EU-Gipfel am 21. März stattfinden könnte.

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