Moody´s-Warnung Deutschland muss nun handeln

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Von Italien geht die wirkliche Gefahr aus

Anders verhält es sich mit Spanien und Italien. Für den maroden Bankensektor haben die Euro-Finanzminister schon Hilfen in Höhe von 100 Milliarden Euro versprochen. Erste Regionen sind de facto pleite. In Italien lahmt ebenfalls die Wirtschaft, Premierminister Mario Monti, der gut ins Amt gestartet ist, hat zunehmend Schwierigkeiten, wichtige Reformen durchzusetzen. Die Folge: Die Zinsen für spanische Staatsanleihen und italienische Staatsanleihen sind inzwischen auf 7,5 bzw. knapp 6,5 Prozent gestiegen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat mit ihrer Warnung Recht, Deutschland droht sich zu überfordern, wenn auch große Volkswirtschaften wie Spanien und Italien gestützt werden müssen. Für Spanien plus Italien ist kein Platz unter den Rettungsschirmen. Fallen Stützen wie Italien oder Frankreich ist die Euro-Zone am Ende und Deutschland mit seinem Haftungsanteil von knapp 300 Milliarden Euro schwer getroffen.

So verschuldet sind die Euro-Länder

Wenn dieses Szenario vom Horrorszenario zur Realität wird, ist eine Abstufung des deutschen Ratings berechtigt. Doch ist es schon so weit?

Braucht etwa Italien also aufgrund der hohen Zinslast Hilfe des Rettungsschirms? Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) von Ende 2011 kommt zu einem anderen Schluss. Demnach könne sich Italien selbst bei einem zeitweiligen Zinssatz von neun Prozent für zehnjährige Anleihen noch selbst finanzieren.

Denn: Der Wert für alte Schulden ändert sich nicht. Renditeforderungen von sechs bis sieben Prozent, wie sie der Kapitalmarkt von Italien derzeit verlangt, werden nur für Schulden fällig, die Italien ab sofort aufnimmt.

Bis 2015 muss die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt rund 750 Milliarden Euro an alten Schulden tilgen und durch neue ersetzen. Das gilt – etwa im Vergleich zu Griechenland – als sehr viel. Doch: „Der Durchschnittszins erhöht sich nur nach und nach. Bis 2015 wird noch nicht einmal die Hälfte des Schuldenstandes von 1,9 Billionen Euro umgewälzt“, sagt IW-Ökonom Jürgen Matthes.

In Modellrechnungen zeigt er, dass sich der Durchschnittswert bei einem aktuellen Zinssatz von sieben Prozent bis 2015 gerade einmal auf 5,3 Prozent erhöht. Italien hat also noch Spielraum, doch das Zeitfenster, endlich die Wende zu schaffen, schließt sich. Deutschland muss den Druck erhöhen, dass die Euro-Pleiteländer schneller und schonungsloser als bisher Reformen umzusetzen.

Fazit: Moody’s Ankündigung, Deutschlands Rating mit einem negativen Rating auszustatten, ist verfrüht und in weiten Teilen nicht schlüssig. Für Deutschland sollte es dennoch eine Warnung sein – und das Land ermutigen, die nötigen Konsequenzen zu ziehen.

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