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Nach den Terroranschlägen in Paris Senat verlängert Ausnahmezustand um drei Monate

Kein Aufatmen rund eine Woche nach dem Terror von Paris: Der mutmaßliche Kopf hinter den Anschlägen ist tot, doch die Sorgen bleiben. Der Senat hat den Ausnahmezustand um drei Monate verlängert.

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Der Ausnahmezustand in Frankreich wird um drei Monate verlängert. Nach der Nationalversammlung stimmte am Freitag auch der Senat den Plänen der Regierung zu. Der Ausnahmezustand ermöglicht es den Behörden unter anderem, Hausdurchsuchungen ohne richterlichen Beschluss vorzunehmen und die Versammlungsfreiheit einzuschränken.

Nach den Terrorattacken von Paris hat die Stadt Sens für eines ihrer Viertel eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Betroffen ist der als Problemviertel geltende Stadtteil Champs-Plaisants der gut 100 Kilometer südöstlich von Paris liegenden Gemeinde mit etwa 25.000 Einwohnern. Die Präfektur des zuständigen Departments Yonne reagierte damit auf Waffenfunde in der Nacht zum Freitag bei Hausdurchsuchungen in der Region. Die Ausgangssperre für alle Bewohner des Viertels gilt für die Nächte bis kommenden Montag jeweils von 22 Uhr bis 6 Uhr. Grundlage ist der in Frankreich verhängte Ausnahmezustand, der bis Februar gelten soll.
Zwei Tage nach der Razzia gegen Terrorverdächtige ist eine dritte Leiche entdeckt worden. Das teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag mit. Bei ihr handele es sich um die sterblichen Überreste einer Frau. Die Identität sei jedoch unklar.

Das bedeuten die Anschläge in Paris für Deutschland

Bisher waren die Ermittler von zwei Leichen ausgegangen, die nach dem Polizeieinsatz vom Mittwoch im Pariser Vorort Saint-Denis in der gestürmten Wohnung gefunden wurden. Bei einem der Getöteten handele es sich um den mutmaßlichen Drahtzieher der Terrorserie von Paris, Abdelhamid Abaaoud, teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Das zweite Opfer, seine Cousine, hatte sich den Angaben zufolge selbst mit einer Sprengstoffweste in die Luft gesprengt.

Die Ermittlungen werden weiter mit Hochdruck vorangetrieben. Seit den Attentaten am 13. November gab es 793 Hausdurchsuchungen, wie Innenminister Bernard Cazeneuve am Freitag mitteilte. 107 Personen wurden demnach vorläufig festgenommen, 90 von ihnen kamen in Polizeigewahrsam. 164 Menschen seien unter Hausarrest gestellt worden. 174 Waffen wurden demnach beschlagnahmt. Insgesamt seien 250 000 Euro sichergestellt worden.

Im Kampf gegen die Finanzierung von Terroristen sollen große Geldflüsse in Frankreich besser überwacht werden. Dafür sollen verdächtige Geldbewegungen umgehend gemeldet werden, wie Finanzminister Michel Sapin am Freitag mitteilte. Eine entsprechende Vorgabe richtet sich an Banken, Wechselstuben, Versicherungen oder Kunst- und Antiquitätenhändler. Betroffen sind alle Geldbewegungen, bei denen bekannt ist oder angenommen werden kann, dass sie zur Finanzierung von Terrorismus dienen könnten.

In Belgien hatte die Polizei bei Antiterror-Razzien im Großraum Brüssel am Donnerstag neun Menschen festgenommen. Auch in Deutschland sorgen sich die Behörden um die Sicherheit. So sollen die Bundesliga-Spiele an diesem Wochenende unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen stattfinden.

Frankreichs Premierminister Manuel Valls sagte am Donnerstagabend im Sender France 2: Man könne sich vorstellen, dass noch weitere Personen oder Gruppen aktiv sind, die direkt mit den Anschlägen in Verbindung stehen. „Deshalb ist die Bedrohung immer noch da.“

Bei dem dramatischen Polizeieinsatz in Saint-Denis am Mittwoch wurde der 28-jährige belgische Islamist Abdelhamid Abaaoud getötet, der als ein Kopf hinter den Anschlägen galt. Weiter ging die Suche nach Salah Abdeslam, dem Bruder eines der Selbstmordattentäter von Paris.

Der bei dem siebenstündigen Einsatz nördlich von Paris ums Leben gekommene Abaaoud war im vergangenen Jahr auch in Deutschland. Die Bundespolizei kontrollierte den Belgier am 20. Januar 2014 am Flughafen Köln/Bonn, wie ein Sprecher sagte. Zuvor hatte „Spiegel Online“ darüber berichtet. Laut Medien-Berichten soll er sich mehrfach in Deutschland aufgehalten haben. Abaaoud soll für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien gekämpft haben.

Frankreichs Premierminister Valls bezeichnete ihn als „eines der Gehirne der Anschläge“. Am Mittwoch war Abaaouds Schicksal zunächst noch unklar geblieben. Acht Menschen wurden bei dem siebenstündigen Einsatz nördlich von Paris festgenommen. Zwei Terrorverdächtige starben, neben Abaaoud wahrscheinlich eine Frau, die sich in die Luft sprengte. Abaaoud war das Ziel des Einsatzes.

Das schreiben die französischen Zeitungen zu den Anschlägen

Der Ausnahmezustand in Frankreich wird voraussichtlich bis Ende Februar verlängert. Die Nationalversammlung verabschiedete mit großer Mehrheit ein entsprechendes Gesetz. Bei einer weiteren Abstimmung am Freitag im Senat, der zweiten Kammer des Parlaments, wird ebenfalls eine klare Zustimmung erwartet. Erweiterte Befugnisse der Sicherheitsbehörden bleiben dann erhalten. Nach Valls` Angaben gabe es seit den Anschlägen 600 Durchsuchungen und 157 Hausarreste.

Die muslimische Gemeinde in Paris sagte eine für diesen Freitag geplante Kundgebung gegen den Terror aus Sicherheitsgründen ab.

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