Nach Kritik an Haushaltspräsentation Günther Oettinger liefert Zahlen nach

EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger liefert Zahlen nach Quelle: dpa

Nach Kritik aus dem Europaparlament hat EU-Kommissar Günther Oettinger zusätzliches Zahlenmaterial zu seinen langfristigen EU-Haushaltsplanungen vorgelegt.

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EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger sagt, er stehe zu seinem Versprechen, alle Informationen bereitzustellen, die für ein besseres Verständnis seines Budgetvorschlags notwendig seien. Das schrieb er in einem Begleitbrief an den Haushaltsausschuss des Parlaments und die Vertretung der Mitgliedstaaten. Alle notwendigen technischen Dokumente würden ausgetauscht.

Experten des Europaparlaments verdächtigen Oettinger, beim Werben für seinen Vorschlag zum mehrjährigen Finanzrahmen von 2021 bis Ende 2027 gezielt mit irreführenden Zahlen zu arbeiten. Bei parlamentsinternen Berechnungen wurde so festgestellt, dass Landwirte und strukturschwache Regionen deutlich stärkere Einschnitte zu befürchten haben könnten, als die EU-Kommission öffentlich behauptet. Die geplanten Mittelaufstockungen für Forschungs- und Jugendprogramme könnten hingegen real deutlich niedriger ausfallen als angegeben.

Die nun von Oettinger nachgelieferten Zahlen ändern allerdings nichts an dieser Einschätzung. Demnach gehen die Haushaltsfachleute nach einer ersten Bewertung noch immer davon aus, dass die EU-Agrarfördergelder real nicht um 5, sondern um rund 15 Prozent gekürzt werden sollen; die Mittel für strukturschwache Regionen um 10 statt um 7 Prozent.

Für die Forschungsförderung kündigte die EU-Kommission hingegen 50 Prozent mehr Geld an, während die Experten des Parlaments real nur einen Anstieg von 13,5 Prozent nachvollziehen können. Die angekündigte Verdopplung der Mittel für das Jugendaustauschprogramm Erasmus könnte den Berechnungen zufolge real nur einem Plus von 77 Prozent entsprechen. Um politisch vorteilhafte Zahlen präsentieren zu können, rechnete die EU-Kommission laut einem Parlamentsdokument nicht wie üblich mit inflationsbereinigten Preisen. Zudem sollen teilweise geplante Summen für die Siebenjahresperiode 2021-2027 nicht mit den geplanten Summen für die Siebenjahresperiode 2014-2020 verglichen worden, sondern mit anderen Zahlen. Kritik kommt von Parlamentariern zudem an der Methode, wie der zu erwartende Effekt des britischen EU-Austritts kalkuliert wurde. Sie sei zumindest unklar, heißt es.

Eine umfassende Bewertung der neuen Kommissionszahlen wollen Europaabgeordnete an diesem Mittwoch im Parlament in Brüssel vorstellen.

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