Nach Thalys-Attacke François Hollande zeichnet Helden mit Verdienstorden aus

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Brüssel warnt vor "Hyperaktionismus"

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hält einen Einsatz von Sicherheitsbegleitern in Zügen nach dem Vorbild der Sky-Marshalls im Luftverkehr für sinnvoll. Bundesinnenminister Thomas de Maizière hatte am Rande einer Veranstaltung in Aachen gesagt: „Ich kann mir nicht vorstellen, in jede S-Bahn und in jeden Zug Sicherheitsbeamte zu stellen.“ Wo es Hinweise gebe, müsse man den Bahnverkehr möglicherweise stärker in den Blick nehmen.

Der französische Bahnbetreiber SNCF hält eine Abriegelung und systematische Kontrolle der Bahnsteige - ähnlich wie im Flughafen nicht für machbar. Der Zugverkehr sei in Frankreich 20 Mal so groß wie der Luftverkehr, sagte SNCF-Chef Guillaume Pepy in einem Interview der Zeitung „Le Journal du Dimanche“ zur Begründung.

Belgiens Premierminister Charles Michel will für die internationalen Thalys-Züge Gepäck- und Ausweiskontrollen wie beim Eurostar-Zug zwischen dem europäischen Festland und London. Zudem fordert er ein Treffen der Innenminister von Frankreich, Deutschland, Belgien und den Niederlanden - dort verkehren die Thalys-Züge.

In der aufgeflammten Debatte um die Sicherheit von Zügen in Europa hält sich die EU-Kommission derweil merklich zurück. Bisher habe es unter den Mitgliedstaaten kein ausgeprägtes Interesse bei diesem Thema gegeben, sagte ein Sprecher der Behörde.

Es müssten zwar nötige Maßnahmen getroffen werden, aber ohne in einen „Hyperaktionismus“ zu verfallen, warnte er. Die Kommission sei bereit, gemeinsam mit EU-Staaten voranzukommen.

In Europa wird nach der Attacke eines schwer bewaffneten Mannes in einem Thalys-Hochgeschwindigkeitszug von Amsterdam nach Paris über verschärfte Sicherheitsmaßnahmen debattiert. Der belgische Premier Charles Michel brachte dafür Kontrollen wie beim Eurostar-Zug ins Spiel, der vom europäischen Festland aus nach London verkehrt.

Dessen Passagiere müssen sich ausweisen und ihr Gepäck - ähnlich wie auf Flughäfen - kontrollieren lassen. Diese Überprüfungen sind auch deshalb nötig, weil Großbritannien nicht zum Schengen-Raum gehört. Solche Kontrollen gibt es beim Thalys bisher nicht.

Die EU-Behörde äußerte sich nicht explizit dazu, ob Kontrollen à la Eurostar auch bei internationalen Zügen innerhalb des Schengengebiets möglich sind. Ein Sprecher erinnerte daran, dass Identitätsüberprüfungen klassischen Grenzkontrollen nicht entsprechen dürften.

Die EU-Arbeitsgruppe zur Zugsicherheit, in der Experten der Mitgliedstaaten und der Branche vertreten sind, gibt es seit drei Jahren. „Das Interesse der Beteiligten in der Gruppe war mittelmäßig, insbesondere der Mitgliedstaaten“, resümierte ein Behördensprecher.

Die Aufmerksamkeit richte sich nun auf die europäischen Verkehrsminister, die am 8. Oktober in Luxemburg tagen werden. Die Kommission begrüßte die belgische Initiative, ein Krisentreffen der Innen- und Verkehrsminister aus Frankreich, Belgien, Niederlande und Deutschlands zu veranstalten. Ein Termin für diese Zusammenkunft steht noch nicht fest.

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