




Bei der portugiesischen Großbank Banco Espírito Santo (BES) ist der Tiefpunkt noch nicht erreicht. Am Dienstag sank der Aktienkurs der bedeutendsten Privatbank in Portugal zeitweise um 20 Prozent auf einen historischen Tiefstand. Dabei hoffte die Bank, mit einem Personalwechsel an der Spitze neues Vertrauen gewinnen zu können. Weit gefehlt: Die Bank zog die Aktienmärkte in Portugal nach unten – und auch die Staatsanleihen Portugals gerieten unter Druck.
Flammt die Euro-Krise neu auf? Immer mit der Ruhe.
Zunächst der Blick auf die BES, das größte börsennotierte Kreditinstitut Portugals. In der vergangenen Woche rutschte der Kurs der Bank um ein Fünftel ab. Der Grund: Gerüchte über angeblich undurchsichtige Geschäfte und mutmaßliche Zahlungsprobleme der Großaktionäre von der Bankiersfamilie Espírito Santo.
Portugal
2013: -1,6 Prozent
2014: 0,3 Prozent
2013: 0,2 Prozent
2014: 0,3 Prozent
2013: 16,7 Prozent
2014: 16,7 Prozent
IHS Global Insight
Am Dienstag wurde eine Anleihe eines BES-Unternehmens beim Konzern Portugal Telecom in Höhe von 847 Millionen Euro fällig. Es wurde befürchtet, dass der Kredit nicht bedient werden könnte. Nach Medieninformationen wurde erwogen, die Fälligkeit auf ein späteres Datum zu verschieben. So weit, so schlecht.
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Eine Gefahr für Portugal – und erst recht für die Euro-Zone – ist die Bank noch nicht. Ihre Bilanzsumme ist mit 110 Milliarden Dollar vergleichsweise gering. Die Deutsche Bank etwa ist 20 Mal so groß. Auch der Börsenwert der BES ist mit gerade mal 3,8 Milliarden Dollar vergleichsweise gering. Wirkliche Schwergewichte schaffen es hier auf 50 oder gar 100 Milliarden Dollar.
Keine Frage: Für Portugal wäre eine Bankenrettung nur schwer zu stemmen. Dessen BIP lag 2013 bei rund 220 Milliarden Euro. Sprich: Eine Sanierung mit Steuergeldern würde die Staatsschulden in die Höhe schnellen lassen. Aktuell ist Portugal mit 128 Prozent der Wirtschaftsleistung verschuldet, das Land müsste wohl wieder unter den Euro-Rettungsschirm flüchten, den man gerade erst verlassen hat.
Diese Sicherheiten, also etwa ein Rettungsschirm oder der mögliche Eingriff der EZB, sind es auch, die die Renditen für Staatsanleihen nur marginal steigen ließen. Investoren verlangen aktuell 3,83 Prozent. Zur Erinnerung: Finanzierbar gelten Schuldtitel bis zu einer Rendite von um die sieben Prozent.
Auch die Anleihen aus den Staaten der Euro-Peripherie zeigten sich unbeeindruckt. Ihre Rendite fiel am Dienstag leicht um einen bis zwei Basispunkte.
Kurzum: Akute Gefahr für ein Aufflammen der Schuldenkrise besteht derzeit nicht – es sei denn, die BES ist kein Einzelfall und offenbart systematische Probleme der Banken in Südeuropa. Dies dürfte aber erst der Stresstest der EZB im Herbst bringen.
(mit Material von dpa)