
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) teilte der Regierung in Den Haag ihre Bedenken mit, berichtet die WirtschaftsWoche. „Die Bundesregierung würde es begrüßen, wenn auch in den Niederlanden vergleichbar strenge Kriterien für den Umweltschutz zur Anwendung kämen, sollte künftig grenznah zu Deutschland Schiefergas erschlossen und gewonnen werden, und hat die niederländische Regierung entsprechend informiert“, zitiert das Magazin aus einem Schreiben des Ministeriums an den Umweltausschuss des Deutschen Bundestags.
Was hinter „Fracking“ steckt
Das umstrittene „Fracking“ wird seit mehreren Jahrzehnten zur Gewinnung von Erdgas aus Gesteinsporen eingesetzt. Bei dem „Hydraulic Fracturing“ wird Gestein in 1000 bis 5000 Metern Tiefe mit hohem hydraulischen Druck aufgebrochen.
Um das Gas fördern zu können, werden künstliche Fließwege geschaffen. Dazu wird ein flüssiges Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien in den Boden gepresst, so dass Risse im Gestein entstehen. Durch sie entweicht das Gas und gelangt schließlich an die Oberfläche.
Unter den Chemikalien sind auch gefährliche Stoffe, die bei unsachgemäßer Verwendung Mensch und Umwelt gefährden können. Kritiker weisen darauf hin, dass der Chemikalien-Cocktail bei Bohrpannen oder dem Durchstoßen von Wasserspeichern ins Grundwasser gelangen kann. Auch das Umweltbundesamt äußert Bedenken.
Energiekonzerne wie ExxonMobil betonen dagegen die Beherrschbarkeit des Verfahrens: Jeder Eingriff („Frac“) werde durch eine stabile Ummantelung der Bohrung von der Umwelt getrennt.
In Deutschland wird das Gas in „unkonventionellen Lagerstätten“ vor allem in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Nord-Hessen und dem Oberrheingraben vermutet.
Über das weltweit größte Vorkommen verfügt laut einer Studie des US-Energieministeriums China, danach kommen die USA und Argentinien. In den USA sind die Energiepreise durch die massive Erschließung von Gasvorkommen eingebrochen - allerdings gibt es Berichte über massive ökologische Folgen.
Grund ist die Sorge, dass beim sogenannten Fracking eingesetzte Chemikalien ins Grundwasser auch auf deutscher Seite gelangen könnten. Die Niederlande prüfen zurzeit, ob sie ab 2015 das Fracking in direkter Nachbarschaft zu Nordrhein-Westfalen oder Niedersachsen erlauben. Deutschland will kommerzielles Fracking faktisch verbieten. Auch die Regierungen in Hannover und Düsseldorf sprachen sich öffentlich gegen grenznahes Fracking aus.