Europäische Bankenaufsicht Berlins Wunschkandidatin Donnery macht das Rennen

EZB-Bankenaufsicht: Sharon Donnery macht das Rennen Quelle: REUTERS

Die Irin Sharon Donnery hat beste Aussichten, neue Vorsitzende der EZB-Aufsicht zu werden. Die Wunschkandidatin der Bundesregierung genießt breite Unterstützung. Zwei Gegenkandidaten dürften dagegen chancenlos sein.

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Berlins Wunschkandidatin für den Vorsitz der Bankenaufsicht bei der Europäischen Zentralbank (EZB), die Irin Sharon Donnery, ist auf bestem Wege, die Nachfolge der Französin Danièle Nouy anzutreten.

Die EZB hat dem Europäischen Parlament eine Shortlist der Kandidaten übersandt, die nach Informationen der WirtschaftsWoche noch zwei weitere Namen enthält. Donnery kann jedoch im Europäischen Parlament, das über die Personalie entscheidet, auf eine solide Mehrheit hoffen. „Donnery genießt breite Unterstützung“, heißt es aus Notenbankkreisen.

Die größte Fraktion des Europäischen Parlament, die Europäische Volkspartei, stehe hinter Donnery, heißt es bei den Christdemokraten. In anderen Fraktionen, etwa bei den Grünen, genießt Donnery ebenfalls große Sympathie, da die Abgeordneten Frauen für die Spitzenposten bei der EZB suchen.

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Die anderen beiden Kandidaten auf der Liste, der Italiener Andrea Enria und der Franzose Robert Ophèle, gehen so gut wie chancenlos ins Rennen. Bei Enria ist nicht einmal klar, ob er die Unterstützung seiner Regierung habe. Rom stört sich daran, dass Enria als Chef der Europäischen Bankenbehörde EBA für einen entschlossenen Abbau von faulen Krediten plädierte. Der Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft und Finanzen im Europäischen Parlament, der italienische Sozialdemokrat Roberto Gualtieri, wirbt zwar für seinen Freund Enria. Doch das dürfte Donnery nicht im Ansatz gefährden, zumal ihre Fachkompetenz unbestritten ist.

Der Franzose Ophèle wurde von seiner Regierung aus taktischen Gründen ins Rennen geschickt, um den Anspruch auf einen wichtigen Posten bei der EZB zu untermauern. 2019 scheidet EZB-Präsident Mario Draghi aus dem Amt. Frankreichs Präsident Emanuel Macron würde gerne einen Landsmann in Frankfurt platzieren.

Die Kandidaten müssen sich in den ersten drei Wochen im Oktober einer nicht-öffentlichen Anhörung im Europäischen Parlament stellen. Die Abgeordneten kommunizieren der EZB dann ihre Präferenz, woraufhin die eine Person nominieren wird. Die abschließende Wahl im Europäischen Parlament findet im November statt.

Die Bundesregierung hat sich stark für Donnery eingesetzt, um einen Italiener als obersten europäischen Bankenaufseher zu verhindern. Da Draghi im kommenden Jahr aus der EZB ausscheidet, wird Italien aber bei den Direktoriumsposten, die ab 2019 frei werden, den Finger heben. Kritiker der Berliner Linie weisen darauf hin, dass es geschickter gewesen wäre, den kompetenten Enria zu stützen, als einen womöglich wenig geeigneten Kandidaten für das Direktorium akzeptieren zu müssen. In Notenbankkreisen wird damit gerechnet, dass Italien mit Nachdruck auf einen Posten bei der EZB bestehen wird.

Der Vorsitz der Bankenaufsicht bei der EZB ist der erste von einer ganzen Serie von Topjobs auf EU-Ebene, über die in den kommenden Monaten entschieden werden muss. Der Vertrag von Amtsinhaberin Danièle Nouy läuft noch bis zum Jahresende.

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