
Wenn der Fonds zurückkommt, dann gehe ich“, haben ungarische Medien ihren rechtskonservativen Ministerpräsidenten Viktor Orbán zitiert. Doch am Dienstag vergangener Woche traf eine Delegation des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Budapest ein – und der Regierungschef ist immer noch da.
Mehr noch, seine Regierung bereitet mit der Washingtoner Delegation Verhandlungen über neue Kredite vor, die das Land dringend braucht. Nach jüngsten Angaben von Staatssekretär Mihály Varga braucht das Land auf die Schnelle zwischen 15 und 20 Milliarden Euro. Früher hatten Regierungsvertreter von niedrigeren Summen gesprochen. „Wer die Zeitung aufschlägt, erfährt jeden Tag andere Zahlen“, amüsiert sich Tamás Móró, Chefanalyst der Budapester Investmentbank Concorde Securities.
Vor dem Abgrund
Nach seinem Erdrutschsieg bei den Parlamentswahlen im Frühjahr 2010 ließ Orbán die Verhandlungen mit dem IWF platzen und plädierte öffentlich für einen „unabhängigkeitswahrenden“ Sonderweg. Doch jetzt steht Ungarn vor dem Abgrund. Die offizielle Wachstumsprognose für 2011 wurde Schritt für Schritt von 3,6 auf aktuell 1,0 Prozent reduziert, Wirtschaftsanalysten befürchten aber viel Schlimmeres.
Der Forint setzt seine Talfahrt fort und treibt dabei immer mehr Unternehmen und Privatleute in den Ruin, die sich in den Jahren des Aufschwungs großzügig mit Immobiliendarlehen und Konsumkrediten in Euro und Schweizer Franken eingedeckt haben. Das treibt auch die Banken des Landes in die Enge, die meisten sind Ableger von Instituten aus Frankreich, Italien und vor allem Österreich.
Erst vor Kurzem verkündete die Tochter der Wiener Ersten Bank, rund ein Viertel ihrer ungarischen Filialen zu schließen.