Ökonomen warnen EZB gerät in die Bredouille

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Ungleichgewicht durch Target-2

Hans-Werner Sinn Quelle: dapd

„Dies hat zu massiven Verwerfungen und damit volkswirtschaftlichen Kosten an anderer Stelle geführt“, mahnten die Forscher und verwiesen dabei insbesondere auf die Ungleichgewichte im sogenannten Target-2-Zahlungsverkehrssystem der Euro-Zone. Nach Berechnungen des Ifo-Instituts müssen sich die Notenbanken Spaniens und auch Italiens über diesen Finanzierungskanal immer mehr Geld von Zentralbanken wirtschaftlich starker Länder wie Deutschland leihen. Seit Juli 2011 sind danach allein von den Notenbanken Spaniens und Italiens Target-Kredite im Umfang von 483 Milliarden Euro gezogen worden, um ihre Volkswirtschaften mit billigen Krediten versorgen zu können.

Stabilisierung der Lage

Die EZB befände sich auf der „schiefen Bahn“, sagte er weiter. „Kein System überlebt ein Regime der lockeren Budgetbeschränkungen, bei dem staatliche Instanzen die tatsächlichen Knappheiten der Ökonomie dauerhaft mit der Notenpresse übertünchen. Die EZB treibt Europa mit dieser Politik in die Inflation oder in eine Transferunion, mindestens verzerrt sie die Allokation der Ressourcen“, so der ifo-Chef.

In ihrem Frühjahrsgutachten zeigen sich die deutschen Forscher immerhin optimistisch, dass Irland, Italien und Spanien eine Stabilisierung der Lage und mittelfristig eine Reduktion der Schuldenquoten erreichen können. Für Griechenland und Portugal sei die Lage deutlich schwieriger. „Hier ist allenfalls eine Stabilisierung des Schuldenstandes auf sehr hohem Niveau zu erwarten“, warnten die Forscher.

EZB-Chef Mario Draghi hingegen redet die Lage weiter schön. Er sieht die Euro-Zone im Kampf gegen die Schuldenkrise auf einem guten Weg. „Das Schlimmste ist vorüber“, so Draghi im Interview mit der der „Bild“-Zeitung Ende März.

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