Plastikmüll EU-Parlament will Plastikverbot erweitern

Das Europäische Parlament ist fest entschlossen, Europa von Plastikmüll zu befreien. Quelle: imago images

Plastikgeschirr wird verboten. Aber die zuständige EU-Berichterstatterin fordert, etwa auch Zigarettenfilter ins Visier zu nehmen. Zudem sollen Plastikflaschen künftig zu einem Viertel aus recyceltem Material bestehen.

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Das Europäische Parlament ist fest entschlossen, Europa von Plastikmüll zu befreien. Die zuständige Berichterstatterin, die belgische Liberale Frédérique Ries, fordert in ihrem Bericht ein noch härteres Vorgehen als die EU-Kommission, die im Mai ihren Vorschlag präsentiert hat. Die Europa-Abgeordneten werden im Oktober darüber abstimmen, damit sie im November Verhandlungen mit den Mitgliedsstaaten zu dem umstrittenen Thema beginnen können.

Die Europaabgeordneten haben sich klar zum Ziel gemacht, das Plastikverbot noch in dieser Legislaturperiode abzuschließen. Das Kalkül: Strenge Regeln gegen das ungeliebte Material könnten sich als Gewinnerthema im Wahlkampf zur Europawahl im Mai 2019 erweisen.

Im Berichtsentwurf, der der WirtschaftsWoche vorliegt, soll das Plastikverbot weiter gefasst werden als bisher von der EU-Kommission gefordert. Die will etwa Plastikstrohhalme und -wattestäbchen komplett aus Europa verbannen. Berichterstatterin Ries nimmt nun zusätzlich Zigarettenfilter aus Plastik in Visier.

von Jacqueline Goebel, Silke Wettach, Cordula Tutt

Deren Anteil soll bis 2025 um 50 Prozent sinken, verglichen mit dem Niveau von 2014. Bis 2030 soll der Anteil von Plastikfiltern um 80 Prozent sinken. Ries drängt außerdem darauf, dass Zigarettenhersteller stärker für die Säuberung von Stränden in die Verantwortung genommen werden. Sie plädiert dafür, den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO zu folgen, die im vergangenen Jahr bereits vor der Umweltverschmutzung durch Zigaretten gewarnt hat. Ries plädiert auch dafür, dass die EU-Mitgliedsstaaten systematisch Zigarettenkippen einsammeln sollten. Italien könnte außerdem als Vorbild dienen, heißt es in dem Berichtsentwurf. Dort drohen Rauchern hohe Strafen, wenn sie Kippen im öffentlichen Raum auf dem Boden entsorgen.

Bei Plastikflaschen schlägt die belgische Liberale einen verpflichtenden Anteil von recycliertem Material vor. Ab 2025 sollen Plastikflaschen mindestens zu einem Viertel aus recycliertem Material bestehen. Die Branche strebt dieses Ziel bereits an.

Ries fokussiert sich auf zwei Produkte, die bisher besonders oft als Müll in der Natur landen. Plastikflaschen stellen den größten Anteil an Plastikmüll im Meer. Plastikfilter aus Zigaretten sind die zweitgrößte Kategorie im Müll, der an Stränden gefunden wird.

Das Verbot von Einwegplastik bringt in Brüssel zahlreiche Lobbyisten auf den Plan. Bei Ries haben unter anderem Vertreter von Umweltorganisationen aber auch aus der Branche vorgesprochen etwa das Verpackungsunternehmen Tetra Pack und der Schweizer Lebensmittelmulti Nestlé.

Nach Angaben der EU-Kommission landen in Europa im Jahr 150.000 Tonnen an Plastikmüll im Jahr im Meer. Weltweit ist die Zahl allerdings noch viel alarmierender: Der Plastikmüll im Meer beläuft sich auf acht Millionen Tonnen im Jahr. Nach einer Studie des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung leiten weltweit zehn Flüsse 90 Prozent des Plastikmülls ins Meer. Acht davon befinden sich in Asien, zwei in Afrika, keiner in Europa. Der schlimmste Verschmutzer ist der Jangtse, der im ostchinesischen Meer mündet, bevor er Megastädte wie Chongqing und Shanghai passiert. Platz zwei belegt der Indus, der ins Pakistan ins Arabische Meer Mündet. In Afrika zählen der Nil und der Niger zur größten Quelle von Plastikmüll. 

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